RASIERWASSER PITRALON Odol-Werke, 2000–2005 Inv.Nr. 95192 17 bot er die Flasche dem Technischen Museum an – wenngleich seine Frau bezweifelte, dass sie dort von Interesse sein könnte. Das Technische Museum sammelt unter anderem Erzeugnisse der chemisch-pharmazeutischen Industrie, bei Pitralon kommt die historische Rolle als ein der Hygienebewegung verpflichtetes Produkt hinzu. Das Ehepaar kannte diesen Kon text nicht, die Frage der Sammlungswürdigkeit speiste sich rein aus der Bekanntheit des Rasierwassers und aus der persönlichen Wertschätzung oder eben deren Mangel. Während Herr L. anlässlich der Übergabe des Rasierwassers an das Museum die Vorzüge der antiseptischen Wirkung betonte, sprach Frau L. vom Geruch. Da Gerüche einem Zeitgeschmack unterworfen sind, bot der Hersteller nicht nur eine veränderte Rezeptur an, auch die Werbung versuchte durch den Slogan„kein Duftwasser – aber es wirkt!“ der strittigen Geruchsfrage zu begegnen. Die Aufschriften auf der Verpackung erklärten, dass es auf den Nutzen ankomme:„Brennungen, Rötungen, Entzündungsgefahr... da hilft Pitralon. Die Wirkstoffe von Pitralon dringen tief in die Haut ein und machen sie glatt, sauber und geschmeidig. Pitralon wurde nach hautwissenschaftlichen Gesichtspunkten entwickelt.“ Ihren Niederschlag fand die Diskrepanz in der Geruchsfrage etwa auch im Lied„Märchenprinz“ der Popgruppe EAV; in ironischer Umkehrung heißt es:„Ich betrete voll Elan den Tanzsalon/ Eingehüllt in eine Wolke Pitralon./ Weil es bei den Mädels'tilt is/ Wenn man riecht als wie ein Iltis.“ Eine Kontroverse zum Nutzen selbst entstand um den elektrischen Eierkocher BBC aus den 1960er-Jahren(Inv.Nr. 77864/1). Beim Einzug in eine
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geliebt - gelobt - unerwünscht : Haushaltstechnik zwischen Wunsch
und Wirklichkeit / Roswitha Muttenthaler
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