22 Küchengeräte. Die Mutter nutzte Angebote, kaufte die noch teuren Neu­heiten jedoch nicht, um sie selbst zu verwenden. Sie stellte ihren Haushalt nicht mehr um, aber ihre Tochter sollte über neueste Technik verfügen. Für diese symbolisierten die Geräte allerdings nicht denselben Fortschritt wie für die Mutter. Frau V. verwendete die Küchenmaschine, die mit Zusatzge­räten zum Rühren und Kneten, Mixen und Pürieren, Reiben und Schnetzeln sowie Faschieren ausgestattet ist, anfänglich ein wenig, um Teig zu rühren oder Gemüse zu zerkleinern. Bis auf das Reiben von Kartoffeln, um die gern gegessenen Kartoffelpuffer zu machen, fand sie die Maschine nur sehr begrenzt praktisch. Für zwei Personen war es ihr zu umständlich, die Teile immer zusammensetzen und reinigen zu müssen. Als Berufstätige kochte sie zudem nicht regelmäßig, sie und ihr Mann gingen oft essen. Frau V. bevorzugte einfache, manuell zu bedienende Küchengeräte und stand den Versprechungen der Gebrauchsanweisung skeptisch gegen­über:Die KM 7 verwandelt langwierige und anstrengende Küchenarbei­ten[] in spielerisch-technische Arbeitsprozesse, welche auch der Mann oder das größere Kind ausführen können.[] Sobald Sie mit allen Funkti­onen der Maschine vertraut sind, werden Sie immer wieder neue, erstaun­liche Fähigkeiten Ihrer unermüdlichen Küchenhilfe feststellen und selbst zu Kombinationen gelangen, die Ihren Speisezettel bereichern, Ihre Kost gesünder, bekömmlicher und vielseitiger werden lassen. Frau V. brachte es weder zur leichthändigen noch gewohnten Handhabung der Zubehör­teile, was sich auch mit Kind nicht änderte. Aufgrund der seltenen Verwen­dung fehlte ihr die Kenntnis, wie die Bestandteile zu montieren waren und worauf sie zu achten hatte. Dazu hätte sie immer wieder die umfangreiche Bedienungsanleitung beiziehen müssen, was ihr zuwider war. Zudem be­nötigte die Maschine viel Platz; und da Frau V. sie nicht offen stehen lassen wollte, war sie gezwungen, in den Schränken nach den Teilen zu wühlen. Bei Küchenmaschinen ist die Aufbewahrungs- bzw. Aufstellungsweise ein entscheidendes Kriterium für den Einsatz. Wie in Gebrauchsanweisungen üblich, wurde hier gleichfalls geraten:Geben Sie Ihrer Küchenmaschine am besten einen ständigen Platz in Ihrer Küche. Um sie voll auszunutzen, muß sie jederzeit sofort zur Hand sein. Frau V. verräumte schließlich die Küchenmaschine, entsorgte sie aber nicht, sondern nahm sie bei diversen Haushaltübersiedlungen mit. Dass sie sich schwer von Dingen trennt, erklärte sie sich durch ihre Sozialisie­rung in der Nachkriegszeit und in der DDR, wo es nicht immer alles gab. Sie behielt Dinge auf Vorrat nach dem Motto: Wer weiß, was kommt, und was du hast, hast du. Auch andere Küchengeräte wie Fondue-, Raclette­und Wokgeschirr landeten nach einer kurzen Verwendungszeit im Schrank und blieben dort. 2014, als sie die Küche nun doch ausmistete, wollte sie