40 bleibe eine Argumentation, die später bezweifelt wurde. Grillen steht für den Ernährungswandel hin zum hohen Fleischkonsum und kam dem Trend nach schneller Zubereitung entgegen. Mit der zum Grillen herangezoge­nen Strahlungswärme boten sich wiederum Konstruktionen an, welche die Nutzungsmöglichkeiten erweiterten. Beispiele dafür sind die Infrarot­Strahlungsgeräte Minfra-Matic(Inv.Nr. 95463) von 1958–1965 und Nikse (Inv.Nr. 60662/1) von 1946–1955. Beim ersten Gerät ermöglicht die Grund ­ausstattung das Grillen, indem auf den Topf mit dem Grillgut die Haube mit Grillstrahlkörper und Reflektorhaube aufgesetzt wird. Mit Zusätzen kann geheizt, zu Heil- bzw. Bräunungszwecken bestrahlt und die Luft ver­bessert werden. Zum Heizen oder Bestrahlen wird die Reflektorhaube und der Grillstrahlkörper aus der Haube entfernt und darin je nachdem der Heizstrahlkörper, der Wärme-/Dunkelstrahlkörper oder die Höhensonnen ­lampe montiert. Für eine Luftverbesserung soll das sogenannte Minfrazon sorgen, das die Luft mit Sauerstoff anreichert. Mit dieser Nutzungskombi­nation vermischen sich Agenden der Haus- und Küchentechnik mit jenen der Körperpflege. Damit ist die Frage eröffnet, welche Rahmenbedingungen, insbesondere Hygienevorstellungen, eine Multifunktionalität befördern oder begrenzen. Verschiebungen von den 1950er-Jahren bis heute werden besonders an der Bewerbung des Grillers Nikse deutlich. Auch er ist in ähnlicher Weise multifunktional zu verwenden, für diverse Garverfahren, zum Heizen, Trock­nen sowie zum Bestrahlen und Bräunen mit Infrarot, Blaulicht oder Quarz­licht. Ein Werbefolder verspricht:Der Volksgriller das ideale Universal ­gerät ist nicht nur ein gut konstruierter Grill-Apparat, welcher gesünder und billiger grilliert, röstet, toastet, kocht, gratiniert und bäckt, sondern auch ein zuverlässiger Helfer für wertvolle Infrarot-Heilbestrahlung bei Rheuma, Ischias, allen Erkältungserkrankungen etc., sowie für die Kinder­pflege und Kosmetik, Haut- und Haarpflege. Damit erfüllt sich der Traum jeder Hausfrau! Das Gerät besteht wiederum aus Topf, Heizelement und Zubehör. Das Heizelement ist mit einem Infrarot-Keramik-Strahlkörper und einem Parabolreflektor ausgestattet. Der Strahlkörper sendet neben Wärmestrahlen auch ultrarote und vor allem infrarote Strahlen aus. Für Garmethoden mit Oberhitze, wie das Grillen, wandert das Grillgut auf Rost oder Spieß in den Topf, auf den der Heizapparat mit der Strahlrichtung nach unten aufgesetzt wird. Die erzeugte Strahlungsenergie wird durch den Parabolreflektor konzentriert und verstärkt auf das Grillgut geworfen, wodurch der Grillprozess beschleunigt werden soll. Für Garmethoden mit Unterhitze wird der Heizapparat umgekehrt positio­niert, mit der Strahlrichtung nach oben, und darüber das Kochgeschirr ge­stellt. Zum Heizen, Trocknen und Bestrahlen wird das Heizelement schräg