70Gas für Kochzwecke einzusetzen, wurde seit den 1820er-Jahren versucht,doch brachte erst die Erfindung eines geeigneten Brenners 1855 dieWende. Dem Gas wurde nun vor der Verbrennung Sauerstoff beigemengt,wodurch es mit straffer, rußfreier Flamme verbrannte.31Damit Luft ungehindert zu den Brennern gelangen konnte, wurde zum Aufstellen desTopfes ein Gitter über die Brenner gelegt. Neben ein- bis vierflammigenGaskochern wurden Backrohre hergestellt. In einem Gehäuse mit einerKlapptür verliefen im Boden Brennerrohre. Als billige Alternative zumBackrohr galt ab den 1920er-Jahren die Backhaube, die über den Gaskocher gestülpt wird, wodurch im geschlossenen Innenraum ein Wärmestauproduziert wird. Die bekannteste war jene namens Küchenwunder(Inv.Nr.19115/1). Ab 1915 wurde mit dem Thermostat die Regulierung von Temperatur eingeleitet, jene der Zeit ist später mit dem Elektroherd verknüpft.32Und um das unbeflammte Ausströmen von Gas zu verhindern, wurde dieZündsicherung entwickelt.Ab 1880 waren die Kochgeräte technisch so weit gediehen, dass eineEinführung beginnen konnte, die nur zögerlich erfolgte, zunächst durchEinzelgeräte oder modulare Elemente. Ein Prospekt der DeutschenContinental Gas-Gesellschaft 1888 zeigt eine Fülle von beliebig kombinierbaren Kochern und Backrohren unterschiedlicher Größe, die überwiegend nebeneinander angeordnet sind. Die Positionierung auf gleicherHöhe macht die Bedienung beider Geräte komfortabel. Diese einfacheForm konnte möbelartig ergänzt werden, indem Kocher und Backrohr aufgroßen, reich verzierten Unterschränken aufgesetzt werden, die weitereBackrohre und Tellerwärmfächer enthalten.33Ein Verkaufskatalog der FirmaWilh. Ritter von 1902 bietet nun auch Gaskocher mit klappbarem Backrohran: Zum Kochen wird das Backrohr zur Seite gekippt, zum Backen über dieBrenner gestülpt. Zudem gibt es Tische, um Kocher und Backrohr entweder neben- oder untereinander anzuordnen.34Zwar sehen die Tische mitihren verschnörkelten Beinen eher wie Möbel aus, dennoch begann mitjenen, die eine Anordnung untereinander vorsahen, die Annäherung andie Form der Festbrennstoffherde. Solche modularen Kombinationen blieben bis in die 1930er-Jahre auf dem Markt, wobei der Tisch zunehmendunauffällig als Träger zurücktrat und die Zusammensetzung immer stärkeran das Aussehen des Festbrennstoffherdes erinnerte. Dies zeigt sich in derAufstellung von Gaskocher und Backrohr der Friedrich-Siemens-WerkeWien(Inv.Nr. 60886, 60904). Indem auf die Bekanntheit der Form reflektiertwurde, wollte die Geräteindustrie wohl auch einem vermuteten Misstrauender Hausfrauen gegenüber einer völlig neuen Technik entgegenkommen. Das bequeme Nicht-Bücken-Müssen, wenn das Backrohr auf Höheder Kochstellen angeordnet ist, spielte bald eine nachrangige Rolle. Mit