152Nachjustieren nötig sein kann, wenn durch das Anlegen des Korsetts dieTeile nicht mehr fest sitzen. Zudem wird empfohlen, nicht nur den Saugpolster regelmäßig auszutauschen, sondern bei Bedarf auch den Mittelteil zu wechseln, der gereinigt und wieder verwendet wird – anders alsder Saugpolster, der entsorgt wird. Den Mittelteil gibt es daher pro Setzweifach; während einer getragen wird, kann der andere gereinigt werden.Die Monatshose und die Saugpolster waren nicht billig, die Erzeugnisserichteten sich, wie auch der Verweis auf das Korsett zeigt, an die bürgerliche Frau.Neben den ersten Monatshygieneprodukten mit Einweg-Saugpolsternwurden Bindengürtel mit auswechselbaren, aber wiederverwendetenBinden aus Wolle oder saugfähigen Stoffen angeboten, die ausgewaschen wurden. Diese Art von Binden konnte ebenso selbst hergestelltwerden. Für die folgende Ausformung von Monatshygieneartikeln bliebder Hygieneaspekt zentral, hinzu kamen allerdings – insbesondere mit derzunehmenden Berufstätigkeit der Frau und einem neuen Weiblichkeitsbild – weitere Bedürfnisse und Anforderungen an die Produkte. Sie solltenpraktisch und unaufwändig zu handhaben sein. Verbesserte Machartender Bindengürtel in den 1920/1930er-Jahren vereinfachten zwar das Anlegen.115Doch solange Mehrwegbinden genutzt wurden, verblieben dieMühe und der Zeitaufwand der Wascharbeit, die damals noch überwiegend händisch zu machen war. Die Weiterentwicklung der ersten Einwegbinden versprach hier Abhilfe.Prototypisch dafür steht die Marke Camelia, die 1926 eingeführt wurde.Aus Zellstoff und Watte hergestellt, wurde sie nach wie vor an einemBindengürtel befestigt, nun aber nach Gebrauch entsorgt. Ihre Erfolgsgeschichte ist auch umfangreichen Werbeoffensiven geschuldet. Cameliasollte Sicherheit, Diskretion und Reinheit garantieren, wodurch suggeriertwurde, dass die Menstruation verborgen bleiben sollte und Frauen sichin dieser Zeit unrein und unsicher fühlen würden. Die Werbestrategiezielte darauf, Menstruation als Problem darzustellen und die Binde alsderen Abhilfe zu inszenieren.„Camelia gibt allen Frauen Sicherheit undSelbstvertrauen“ ist das zentrale Motto, mit dem die Marke von Beginnan beworben wurde.116Auf einer Reklametafel aus den 1930er-Jahren isteine weiß gekleidete Krankenschwester mit weißem Häubchen zu sehen,die Autorität sowie umfassende Sauberkeit und Reinheit assoziieren lässt(Inv.Nr. 60308). In Zeitungsannoncen wurden – dem neuen Weiblichkeitsbild entsprechend – Frauen im Beruf, beim Sport, beim Tanzen oder aufReisen abgebildet, wobei der begleitende Text zu beweisen suchte, wieunauffällig die Menstruation durch das Verwenden der Binde sei. Betontwurde, dass das Benutzen von Einwegbinden die moderne Frau auszeich-