164 Die Rasierklinge wird auf den Zapfen fixiert, das Gehäuse geschlossen und am Schlaufenende der Schnur an einem Haken aufgehängt. Während die Schnur mit einer Hand gestrafft gehalten wird, wird der Apparat mit der anderen Hand auf der Schnur hin- und hergezogen, laut Gebrauchs­anweisung etwa fünfzehnmal. Die Klinge wird so an den Schleifbacken entlangbewegt und geschärft. Sparsam und nachhaltig gedacht ist nicht nur die Funktion, sondern auch das Gerät selbst, denn die Antriebsschnur kann ersetzt und die Schleifbacken können im Fachgeschäft abgezogen werden, wenn ihre Schärfwirkung nachlässt. Weil die Klingen bis in die 1950er-Jahre nicht rostfrei waren, erforderte der Gebrauch von Nassrasierern einen höheren Zeitaufwand als heutzutage. Es galt die Klinge zu pflegen, unabhängig davon, ob sie nachgeschärft wurde oder nicht. Der Rasierer war also nach jeder Rasur zu zerlegen, zu reinigen und die Klinge zu trocknen. Zwar konnten schließlich mit dem Verfahren der Tiefkühlhärtung Klingen aus rostfreiem Stahl hergestellt wer­den, doch waren diese anfangs noch sehr teuer und im Vergleich zu den bisherigen Klingen weniger schnittfähig. Das änderte sich 1961 mit der Teflonbeschichtung der Klingen, die mikroskopisch kleine Fehler ausglich und dadurch eine sanftere Rasur erlaubte. Da die rostfreie Klinge im Ra­sierer belassen werden konnte, war nun die Handhabung bequemer und zeitsparender. Der reduzierte Aufwand machte Nassrasierer wieder kon­kurrenzfähiger gegenüber den inzwischen weit verbreiteten elektrischen Trockenrasierapparaten mit ihrem Versprechen der schnellen Rasur.Das Vordringen der eisgehärteten, rostfreien Rasierklinge mit Teflonbeschich ­tung hat der Naßrasur neue Impulse vermittelt, damit den Absatz von mechanischen Rasierapparaten spürbar belebt und die Marktstellung von Klinge und Apparat gegenüber dem Elektro-Rasierer spürbar gefestigt. 127 Der Zeitvorteil von Elektro- gegenüber Nassrasierern schrumpfte zudem mit dem 1954 eingeführten Rasierschaum in Sprühdosen, wodurch das Schaumschlagen von Rasierseife oder-creme mit dem Rasierpinsel über­flüssig wurde. Des Weiteren sollten veränderte Konstruktionen der Rasierapparate selbst eine bequemere, schnellere Rasur ermöglichen. Schon 1955 hatte das Unternehmen Gillette einen Apparat angeboten, der nicht zerlegt werden musste, um eine Klinge einzusetzen; durch Drehen des Griffes ließ sich die Klingenhalterung öffnen und schließen. Und Klingenspender sollten den Tausch noch effizienter machen. 1970 brachte die Firma Wilkinson den ersten Systemrasierer auf den Markt, eine einschneidige Klinge war in Kunststoff eingegossen. Dieser Klingenkörper braucht nur auf eine wiederverwendbare Schiene mit Handgriff geschoben zu werden und