174Der Rasierer Raselet von 1935–1939 funktioniert nach dem Kammkäfigsys tem(Inv.Nr. 99889). Sein Scherkopf besteht aus einem äußeren festen undeinem inneren Kamm, der durch einen Motor bewegt wird. Die Haarewerden mit dem Außenkamm ins Innere des Gehäuses geleitet und dortvom Innenkamm abgeschnitten. Die Inbetriebnahme erfolgt, indem mitdem Daumen das Rädchen unter dem Scherkopf gedreht wird. Wie bei derPropagierung neuer Technik üblich, betont die Gebrauchsanweisung Komfortaspekte – etwa sich rasieren zu können,„wenn man ruhig in einem bequemen Sessel sitzt, oder sogar beim Liegen. Es gibt nämlich Leute, die sichgerne vor dem Aufstehen rasieren wollen, und so können sie dies auch imBett besorgen.“ Sich von den vorherrschenden Nassrasieren abzuwenden,wird zum Fortschritt stilisiert:„Sie besitzen nun einen Raselet und habensich endlich von den alten Rasierapparaten mit Klingen befreit“. In gleicherWeise werden Frauen adressiert, moderne Technik zu nutzen.„Der Raseletbedeutet das praktischste, sparsamste und hygienische Mittel zur Entfernung lästiger Haare bei den Damen. Wesentliches Merkmal des Raselet ist,dass er nicht das Wachstum der Haare verstärkt oder die Farbe der Haareverdunkelt, wie dies mit den Rasierklingen geschieht.“ Die Gebrauchsanweisung legt zwar den Schwerpunkt auf die Nutzung durch den Mann, denndie ausführliche Beschreibung der Handhabung wird mit Fotos zur Bartrasurillustriert. Doch anschließend wird die Verwendung durch Frauen unter derÜberschrift„Raselet als Haarentferner für Damen“ dargelegt. Allerdingswird mit dieser Wortwahl der Begriff Rasierapparat vermieden. Zwei Fotoszeigen eine Frau, die ihr Bein bzw. ihre Achsel rasiert.Ein weiteres Beispiel für ein Unisex-Modell ist der Kammkäfig-Rasierer Vicovon 1940(Inv.Nr. 27991/1). In der Gebrauchsanleitung finden sich ebenfallsausführliche Anleitungen, um die noch neue Rasierweise näherzubringen.„Die zu rasierende Hautoberfläche soll und muß trocken sein[…] Eine Verwendung von Seife oder Creme ist absolut zu unterlassen.[…] Man rasierenun mit schnellen, kurzen Strichen hin und her, etwa so, wie man mit einemRadiergummi radiert.“ Die Bewerbung erfolgt erneut in Abgrenzung zumgeläufigen Nassrasieren, das es abzuwerten gilt:„Sie werden sich niemalsbesser rasieren als mit ‚Vico‘, dem neuen Elektro-Trocken-Rasierapparat.Aber bedenken Sie, wie lange Zeit Sie gebraucht haben, um seinerzeit dasRasieren mit dem Messer oder der Klinge zu erlernen! Daher lassen Siesich jetzt auch nicht durch die ersten Versuche entmutigen. Ihre von derNaßrasur mit dem Messer oder der Klinge jahrelang gequälte Haut mußerst wieder gesunden.[…] Aber achten Sie darauf, niemals wieder vomersten Beginne an zu Ihrer früheren, veralteten Messerrasur zurückzukehren, denn Ihre Haut würde sofort von neuem beschädigt werden und dererhoffte Erfolg des Trockenrasierens wird damit verzögert.“