181ein bequemes, schnelles Rasieren möglich mache –„und schon summtdie kleine griffige Maschine in Ihren Händen, bereit, Sie wohltuend undperfekt zu rasieren.“Die hier zutage tretenden Werbeargumente entsprachen den Verkaufsstrategien der Hersteller dieser Zeit. Nassrasieren wurde zu einer schwererträglichen, zeitraubenden Mühsal stilisiert: Von der Rasierseife sei mitheißem Wasser Rasierschaum zu schlagen, der Apparat zu zerlegen, umKlingen einzusetzen, zu reinigen und zu trocknen. Dagegen erforderedas Trockenrasieren keinerlei Aufwand, nicht einmal Aufmerksamkeit.„Man kann dabei sogar Zeitung lesen oder aber, das ist der Gipfel derBequemlichkeit, das Rasieren vor dem Aufstehen im Bett erledigen! Undwenn man am Abend in Gesellschaft gehen und darum sich noch einmalschnell vorher rasieren will: Wie umständlich, wenn dies mit Wasser undSeife geschehen muß, wie elegant dagegen, fix und fertig angezogen, mitwenigen Strichen des Trockenrasierers, ohne daß die Gefahr besteht, daßder Kragen mit Blut befleckt wird!“150Sich im Bett zu rasieren, wurde denMännern des Wiederaufbaus als unübertrefflicher Komfort verkauft. Undständig wiederkehrend wurde das Argument von Zeitersparnis und sofortiger Betriebsbereitschaft bemüht. Braun stellte die Rechnung auf, dassman mit dem Trockenrasierer im Jahr ca. 60 Stunden Rasierzeit einsparenkönne. Und in einer Werbung von Remington für das Modell mit dembezeichnenden Namen 60 hieß es 1955:„In 60 Sekunden gut rasiert!“151Nicht zuletzt ist das Modell der österreichischen Firma Payer-Lux von 1956ein Beispiel für einen Rasierer, der noch kaum in einer als männlich verstandenen Weise gestaltet ist(Inv.Nr. 74767/1). Er hat eine abgerundete,weiche Form, besteht aus elfenbeinfarbenem Kunststoff und verfügt überzwei Rasiersysteme: Der Scherfolienkopf oben am Gerät dient der normalen Rasur und der Kammscherkopf am unteren Ende des Gerätes demSchneiden längerer Haare. Die Gebrauchsanweisung propagiert erneutdie Vorteile des Trockenrasierens gegenüber der Nassrasur und erklärt dierichtige Handhabung:„Es gibt eigentlich gar nicht viel zu lernen, außer,wie man die einst mühselige Bürde mit Pinsel und Schaum in reines Vergnügen und Freude verwandelt“. In Bezug auf den Kammscherkopf wirddie Anwendung zwar auf Körperhaare ausgeweitet, doch ohne Frauen alsNutzerinnen direkt anzusprechen:„Der Kammscherkopf macht somit IhrenRasierapparat zum vollkommenen Haarschneidegerät. Er stutzt Haaransatz, Schnurrbart und den Nacken. Sie können mit ihm lästige Körperhaarevon den Beinen, Ohren, Nasenlöchern und wo immer Sie wollen, entfernen. Er ist auch ideal zu gebrauchen, wenn Sie Ihren Kindern den Halsausrasieren wollen.“