183Farbe gewählt. Der ästhetisch betonte Dualismus von dunklem Gehäuse und silbernem Scherkopf sollte den Rasierer aus dem Kontext des(weiß-hygienischen) Badezimmers lösen, um„ihm dadurch einen neuenassoziativen Überbau zu geben.“152Chromstahl und Kunststoff sind zudemmattgebürstet, wodurch die Oberfläche hochwertiger wirkt.„Jedenfallswurde dem Mann morgens etwas Gewichtiges, gar Existentielles in dieHand gegeben, eine Aura, die sich auf die triviale Tätigkeit des Rasierensübertrug.“153Dieser Rasierer war ein Geschäftserfolg und wurde über achtMillionen Mal verkauft.Den Namen Sixtant erhielt der Rasierer aufgrund der sechseckigen Löcherder Scherfolie(Wabenstruktur). Diese wurde nicht mehr gestanzt, sondernauf chemisch-galvanoplastischem Weg hergestellt und mit einer Platinschicht überzogen. Dadurch sollte bei gründlicher Rasur die Haut bessergeschont werden. Der Klingenblock verfügte nun über 36 Edelstahlklingenund war wie die Scherfolie erneuerbar, um eine jahrelange gute Rasierleistung zu gewährleisten. Das 1967 erworbene Gerät aus der Museumssammlung war 22 Jahre im Einsatz.Dass in den 1960er-Jahren die als gründlich geltende Nassrasur nochimmer einen Maßstab für die Elektrorasur bilden konnte und die Trockenrasierweise grundlegender Erklärungen bedurfte, spiegelt sich in derGebrauchsanweisung. Sie greift die erstmalige Anwendung durch jeneauf, die bisher Nassrasierer waren:„Sie können sich vom ersten Tag an sogründlich wie gewohnt rasieren: für den Braun sixtant braucht Ihre Hautkeine Eingewöhnungszeit. Möglicherweise brauchen Sie aber einige Tage,um die für Sie richtige Rasiermethode zu finden – jeder Bart und jede Hautist anders.“ Auf den Fotos, die die Handhabung bei Rasur und Reinigungdemonstrieren, sind ein Mann und Männerhände zu sehen.Vermännlichung – VerweiblichungWaren die frühen Trockenrasierer in Bezug auf Vorstellungen eines geschlechtsspezifischen Designs vielfach unbestimmt gestaltet, kamen um1960 Formen zum Tragen, die in der bipolaren Geschlechterordnung alsmännlich oder weiblich assoziiert wurden. Herrenrasierer begannen massivdynamisch und kantiger auszusehen, und Damenrasierer zeichneten sichverstärkt durch weiche Formen, Pastelltöne und florales Dekor aus.Die„Vermännlichung“ lässt sich beispielhaft anhand der Rasierer derFirma Philips aufzeigen. Im Vergleich zum zierlichen, eiförmigen Gerät von1947 erhielten die Rasierer mit Doppelscherkopf um 1957 eine robustere