197sind. Sobald sie eingeübt war, brauchte sie bloß 10–15 Minuten, um denganzen Körper zu behandeln. Aufgrund des Erfolgs bot Frau S.-K. ihrerTochter die Nutzung an, doch waren die Ergebnisse bei dieser bislangnicht gleichermaßen gut, vermutlich weil sie das Gerät weniger genauund, auch aufgrund der hohen Kosten der Einweglampen, eher sporadischverwendete. Die Haare dünnten zwar aus, aber unregelmäßig, sodass dieFlächen mit und ohne Haar einer Art„Fleckerlteppich“ glichen. Obwohldie Einweglampen teuer seien, wollte die Tochter diese Haarentfernungsweise weitermachen. Mutter wie Tochter, die beide dunkle Haare haben,attestierten dem Gerät bei korrekter Anwendung gute Funktionsfähigkeit.Beide würden das Gerät trotz hoher Kosten empfehlen. Hinsichtlich desProduktdesigns fanden beide die Farbe Pink sehr Barbie-mäßig. Das sollewohl Frauen ansprechen, traf aber bei ihnen nicht zu.Das breite Angebot an Mitteln und Geräten, um Körperhaar zu entfernen, kann als Hinweis für die Normierung des Körpers gesehen werden.Wenngleich nunmehr der haarlose männliche Körper allmählich ebensozu einem Schönheitsideal erkoren wird, unterliegt dies nicht denselbenZwängen. Männer haben die Wahl, Frauen nur bedingt. Wie sehr der vonHaaren befreite Körper von Frauen zum unumstößlichen Standard geworden ist, der sich sowohl in Idealvorstellungen als auch real an den Körpernund in den Köpfen manifestiert, zeigen die Reaktionen auf die Verweigerung der Norm. Die Fotografin Arvida Byström plädierte 2017 in einemWerbeclip für den Sportartikelhersteller Adidas für ein offenes Verständnisvon Weiblichkeit und war 15 Sekunden lang mit dunkler Beinbehaarung zusehen. Das sorgte nicht nur für eine hohe mediale Berichterstattung undAufregung, sondern auch für Hass und Gewaltandrohungen. Haare spielenneben Faktoren wie Körpergewicht und Hautfarbe eine zentrale Rollefür die Frage, was den idealen Körper von Frauen ausmachen soll.164InMedien haben Frauen keine Körperbehaarung. Gegen die Vorstellung vonglatten Körpern und gegen den sozialen Druck, Behaarung zu entfernen,haben sich inzwischen diverse Initiativen gebildet – ob Blogs165und SocialMedia-Bewegungen wie#LesPrincessesOntDesPoils, Hairy Pits Club, HairyLegs Club oder etwa das Fotoprojekt„Natural Beauty“ von Ben Hopper,der Frauen mit Achselhaaren porträtiert.166Ihr Ziel ist, Körperbehaarung alsetwas sichtbar zu machen, das selbstverständlich zum Körper gehört, unddamit den Zwang zur Entfernung zu hinterfragen.