66 Glaubte man doch einen gewissen optischen Zusammenhang zu erkennen, und zwar zwischen den Folgen der Fehltritte von Nonnen und der ‚schwan­geren Gefäßform. DerartigeNönnchen wurden in erster Linie zur Aufbe­wahrung ätherischer Öle und spirituöser Zubereitungen verwendet. Die Bemalung der Schauseite erfolgte mit Emailfarben in Gelb, Grün, Blau, Rot, Weiß und Schwarz. Die überaus qualitätsvolle Art der Malerei lässt vermuten, dass es sich dabei um die Sonderanfertigung einer sächsischen Glashütte für eine der dortigen Apotheken handelt. Das Beschriftungs­schild ist als barocke Wappenkartusche ausgeführt, umgeben von zwei sich unten kreuzenden, mit einer gelben Schleife verbundenen grünen Zweigen mit weißen Höhungen. Zwischen den grünen Blättern sitzen stilisierte gel­be Blatt- oder auch Blütenmotive. Besonders fein ist die über dem Wappen befindliche fünfzackige Krone gearbeitet. Auf ihren Zacken sitzen Perlen, ihr Reif ist mit blauen Edelsteinen verziert. Durch die zarten schwarzen Schraffuren der Krone wird diese fast plastisch herausgearbeitet. Emaildekore finden sich, wie wir soeben gesehen haben, vor allem auf Flaschen aus farblosem Glas. Nach dem Bemalen der Gefäße mussten die aufgetragenen Emailfarben eingebrannt werden. Daher waren die Email­glasmaler stets an Glashütten gebunden, da sie zum Einbrennen der Farben die Öfen der Glashütten mitbenützten. Ungebunden waren dagegen die Glas­maler der sogenannten Kaltmalerei, die mit einfachen Ölfarben auf kaltem Wege, also ohne Hitzezufuhr, arbeiteten. Dabei handelt es sich jedoch um eine Malerei von weit geringerer Haltbarkeit, wie entsprechende Stücke der Sammlung zeigen, denen wir uns nun zuwenden werden.