19chischen Seehandels war der östliche Mittelmeerraum, nämlich Ägypten,das Osmanische Reich und Griechenland. Nach dem Bau einer Eisenbahnüber den Semmering wurde 1857 erstmals die Strecke zwischen Wien undTriest zur Gänze befahren. Bald erhielt die Stadt aber ernstzunehmendeKonkurrenz: Nach dem Ausgleich mit Österreich 1867 begann Ungarn, Exportgüter vermehrt über seinen Freihafen Fiume zu versenden. Eine weitere bedeutende Zäsur stellte der Bau eines Schiffskanals unweit der kleinenägyptischen Ortschaft Sues(Suez) dar. 1869 eröffnet, ermöglichte diesekünstliche Wasserstraße eine Weiterfahrt durch das Rote Meer sowie denGolf von Aden und verkürzte damit den Seeweg nach Asien wesentlich.Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wandte sich die Habsburgermonarchievermehrt der Welt außerhalb ihrer Grenzen zu. Großes Aufsehen erregtein den Jahren von 1857 bis 1859 die Weltumsegelung der Marinefregatte„Novara“. Von 1868 bis 1871 fand eine weitere große Seereise nachSiam(Thailand), China und Japan statt. Auf der Wiener Weltausstellungpräsentierten sich die beiden ostasiatischen Länder in großem Stil. Inden folgenden Jahrzehnten unternahm die österreichische Kriegsmarineweitere Fahrten nach Asien. An der Aufteilung des afrikanischen Kontinents seit den 1880er Jahren nahm Österreich-Ungarn allerdings keinenAnteil. Immerhin fand aber der Handelsverkehr weitere Ausdehnung. Sobegann der Österreichische Lloyd 1897 mit Fahrten nach Afrika; diesemussten ein Jahrzehnt später wegen der Auswirkungen des südafrikanischen Burenkriegs wieder eingestellt werden. Vor dem Ersten Weltkriegbetrieb der Lloyd regelmäßige Linien auf der Adria und ins Schwarze Meersowie nach Süd- und Ostasien. Damals zählte das Unternehmen 62 Schiffe.Relativ spät kamen regelmäßige Fahrten nach Amerika zustande: 1895errichtete der Spediteur Gottfried Schenker mit weiteren Teilhabern inTriest die Reederei„Austro-Americana“. Sie organisierte später den erstenösterreichischen Auswandererdienst nach New York. 1914 verfügte diesesUnternehmen über 35 Schiffe. Im ungarischen Hafen Fiume nahm 1882 dieUngarische Seeschifffahrts-A.G.„Adria“ den Betrieb auf. Vor dem Kriegbetrieb die ungarische Handelsmarine insgesamt 228 Dampfschiffe.Einige Konsumgüter und Warengruppen aus Österreich genossen durchaus internationalen Ruf: Sensen aus der alpinen Eisenwurzen fanden vorallem in Osteuropa Absatz, Feze(Kopfbedeckungen) aus dem böhmischen Strakonitz gelangten in großer Zahl ins Osmanische Reich. Überdie Grenzen hinaus bekannt waren ferner Glasschmuck aus Gablonz,Bier aus Pilsen und Wein aus Ungarn, Essbesteck von Krupp in Berndorf,Bugholzmöbel von Michael Thonet,„Koh-i-Noor“-Bleistifte der Firma