24KAPOKSAMEN,Somalia, Istituto AgricoloColoniale Italiano, 1931,Inv.Nr. 78983/23Erst relativ spät trat Italien in den Kreis der Kolonialmächte ein. Seit den1880er Jahren eroberten Truppen der Apenninhalbinsel Teile Ostafrikas(heute Äthiopien), 1911/12 fielen nach einem Feldzug gegen das Osmanische Reich Teile Libyens an Italien. Bereits 1904 wurde in Florenz ein„Istituto Agricolo Coloniale Italiano“ zum Studium außereuropäischer Landwirtschaftsformen gegründet(heute: Istituto Agronomico per l’Oltremare).Aus dessen Lehrmittelsammlung kamen im Jahr 1931 26 Kolonialprodukteüberwiegend pflanzlicher Natur in die WKS.Der„Anschluss“ an NS-Deutschland 1938 veränderte die österreichischenHandelsströme erneut, bald darauf wurde die„Ostmark“ in die Kriegswirtschaft eingegliedert. Ein mit 1942 datiertes Glas in der WKS enthältSonnenblumenkerne, offenbar ein Mitbringsel aus dem Feldzug gegendie Sowjetunion. Im April des gleichen Jahres übergab ein Repräsentantdes deutschen I.G. Farben-Konzerns ein schön gestaltetes Musterbuch mitZellwollprodukten an das Technologische Institut. Eine Widmung auf demObjekt vermerkt als Adressaten den aus Mähren stammenden Chemiker,Warenkundler und Institutsleiter Ernst Beutel(1877–1944 oder 1945).Materialien wie die Zellwolle basierten auf einheimischen Rohstoffen undentsprachen damit der Autarkiepolitik des Nationalsozialismus. Das trafauch auf viele frühe Kunststoffe bzw. Kunstharze zu. Ein Schaukasten, derwahrscheinlich auf die NS-Zeit zurückgeht, trägt die Beschriftung„Harzeu. Preßstoffe“, wobei der vorangehende Teil des Textes überklebt ist. EinVergleich mit ähnlichen Schaukästen in der Sammlung zeigt, dass damitdas Wort„Deutsche“ unkenntlich gemacht wurde. Es handelte sich somitgewissermaßen um die„Entnazifizierung“ eines Objekts.