38JapanJapan bildete über Jahrhunderte eine abgeschlossene Gesellschaft. Nachaggressiven christlichen Missionierungsversuchen durch europäische Staatenseit der Mitte des 16. Jhs. wurden schließlich Christen verfolgt und dieEuropäer vertrieben. Ab 1639 durften nur mehr die Niederländer Handelmit Japan treiben; Anlaufstation dafür war die kleine, künstlich aufgeschüttete Insel Dejima in der Bucht von Nagasaki. Seit den 1850er Jahrenerzwangen die USA und europäische Mächte die Öffnung Nagasakis undanderer Häfen. 1867 endete die Herrschaft des Tokugawa-Militäradels,und das Land wandte sich wieder dem Kaisertum zu. Im Jahr darauf tratder Tennō Mutsushito sein Amt an. Seine lange Regierungsdauer – erherrschte bis 1912 – ging als Meiji-Zeit in die japanische Geschichte ein.Mutsushito verlegte die Residenz von Kyōto nach Edo, das seit 1868 Tokiohieß. Er beseitigte die feudalen Verwaltungsstrukturen und betrieb eineaktive Außenpolitik. Ferner wurden eine allgemeine Schul- und eine Wehrpflicht eingeführt. Angehörige des Kriegeradels – der Samurai – wehrtensich gegen letztere Maßnahme, wurden aber militärisch besiegt. Darüberhinaus wurden viele europäische Fachleute ins Land geholt und eineIndustrialisierung in die Wege geleitet. Unter dem Motto„Reiches Land– starke Armee“ nahm die japanische Politik zunehmend expansive Zügean. In den folgenden Jahrzehnten führte Japan erfolgreiche Kriege gegenKorea, China und Russland.Die Weltausstellung in Wien 1873 nutzte Japan für einen großen Auftrittauf der internationalen Bühne. Ein eigens für diesen Anlass erstellterKatalog verzeichnete rund 3700 Gegenstände. Sie umfassten die BereicheBergbau und Hüttenwesen, Metalle(darunter Edelmetalle und Kupfer),chemische Gewerbe, Textilien und Leder, Land- und Forstwirtschaft sowieNahrungs- und Genussmittel. Zur Schau gestellt wurden etwa Stoffe ausSeide, Baumwolle, Hanf und Papier; Holz- und Bambusproben; Porzellanund Zeugnisse der Lackkunst; Nahrungsmittel wie Fische und Algen, Reiswein und Sojabohnen, Tee und Konfekt. Ferner vermittelten Nachbautenund Modelle Eindrücke von materieller Kultur, spirituellem Leben und Alltag des Landes. Mit den Nachwirkungen der Weltausstellung begann aucheine Ära der„Japonismen“, der Rezeption japanischer Kultur. Sie fand u.a.in der Wiener Secession um 1900 ihren Ausdruck.Lit.: Catalog Japan 1873