42IndienDie erste europäische Gesellschaft für den organisierten Handel mit Ostund Südostasien war die„East India Company“. Sie erhielt im Jahr 1600eine Genehmigung des englischen Königs. Die dort vereinigten Kaufleute handelten u.a. mit Baumwolle, Seide, Indigo, Salz, Salpeter, Tee undOpium. Zeitweise entfiel die Hälfte des Welthandels auf Schiffe dieserGesellschaft. Sie schlug allmählich ihre europäischen Konkurrenten ausdem Feld und gewann zunehmenden Einfluss in Indien, den sie auch mitArmeen in ihrem Sold verteidigte. 1857 erhoben sich indische Soldatendieser Truppen gegen ihre britischen Offiziere. Der Aufstand wurde niedergeschlagen; im Jahr darauf beschloss das englische Parlament einen„Government of India Act“ und übernahm Teile des Subkontinents alsKolonie. Indien wurde zum„Kronjuwel“ des britischen Kolonialreichs, aberauch zum Lieferanten von Rohbaumwolle und zum Abnehmer englischerProdukte herabgestuft.Auf der ersten Weltausstellung in London 1851 fanden indische Textilwaren vermehrt Beachtung. Der schottische Arzt John Forbes Watsonsetzte sich dafür ein, sie in weiteren Kreisen bekannt zu machen. Er warmehrere Jahre lang in Indien stationiert. 1858 wurde er zum Direktor des„India Museum“ in London ernannt, dessen Bestände aus Sammlungender„East India Company“ stammten. Forbes Watson entwickelte die Ideeeines„tragbaren Industriemuseums“. 1866 veröffentlichte er ein Buch mitdem Titel„The Textile Manufactures and the Costumes of the People ofIndia“. Diese Zusammenstellung sollte Studenten und Fabrikbesitzer inden englischen Textilregionen inspirieren und ihnen die Möglichkeiten desindischen Marktes vor Augen führen. Im gleichen Jahr gab Forbes Watsonin einer kleinen Auflage„The Collections of the Textile Manufactures ofIndia“ heraus. Sie umfassten 18 Bände mit 700 Mustern, von denen viele1855 auf einer Weltausstellung in Paris gezeigt worden waren. Ein zweitesSet wurde ab 1873 zusammengestellt. 1880 wurden die Sammlungen des„India Museum“ in das„South Kensington Museum“ überführt, das heuteals Victoria& Albert Museum eine berühmte Institution ist.In der Warenkundesammlung sind von der zweiten Auflage zwölf Bändevorhanden, beginnend mit der Nummer 400 und endend mit 1082. DieMuster sind aus Seide, Baumwolle und Wolle gefertigt.Lit.: Collection 1873/74, Crill 2015