53Im 19. Jh. erfolgte eine neue Ausdifferenzierung der Wirtschaftsräumein der Habsburgermonarchie. In den Alpenländern entwickelten sich dieUmgebungen von Wien und Graz sowie die Obersteiermark zu industriellenBallungszentren. In Ungarn erfuhren Budapest und Umgebung, Fünfkirchen,Raab und Ödenburg eine Industrialisierung. Im Osten blieben dagegenweite Teile der ungarischen Reichshälfte sowie Galizien und die Bukowinaagrarisch geprägt, ebenso Dalmatien und Kroatien im Süden. Auf demAgrarsektor zeichneten sich drei Großlandschaften ab, nämlich Böhmen undMähren mit dem Anbau von Zuckerrüben, Braugerste und Hopfen, Ungarnmit Getreide(vor allem Weizen und Mais) und der alpine Raum, wo Rinderund Pferdezucht eine wichtige Rolle spielten.Die Warenkundesammlung birgt eine erhebliche Zahl von Sachzeugnissenaus der ehemaligen Habsburgermonarchie. Weit im Süden lag BosnienHerzegowina, die einzige Region mit einer größeren Zahl muslimischerBewohner. Nach der zwangsweisen Eingliederung des Landes begann derAufbau erster größerer industrieller Betriebe und eine Verbesserung der Infrastruktur. Als Schauplatz des Anlasses für den Ersten Weltkrieg rückte dasGebiet in den Brennpunkt internationaler Aufmerksamkeit. Das KronlandKrain, am Übergang zwischen Karst und Alpen, diente als Hinterland für denbedeutenden Hafen Triest und wies u.a. eine besonders reichhaltigeBergbau-Lagerstätte auf. Tirol partizipierte im nördlichen Teil, vor allem imInntal, durchaus an der Industrialisierung. In den südlichen Bergregionendominierte aber neben der Landwirtschaft die Heimarbeit, die für vieleBewohner überlebensnotwendig war.Böhmen und Mähren besaßen eine leistungsfähige Ökonomie. AdeligeBesitzungen spielten hier eine große Rolle, wobei sich vor allem der böhmische Adel stark an der Industrialisierung beteiligte. Großgrundbesitz überwog auch in der ungarischen Tiefebene; die dortigen sozialen Strukturenstanden aber einer Modernisierung der Wirtschaft im Weg. Die gebirgigennördlichen und östlichen Teile der ungarischen Reichshälfte wiesen einentraditionell starken Bergbau auf. Auch in Galizien fanden sich bedeutendeLagerstätten, ferner fruchtbare Böden für den Getreideanbau. Eine Besonderheit dieses Kronlands stellte der hohe Anteil jüdischer, vielfachen Handeltreibender Bewohner dar.GOLDERZ, Brad(Rumänien),1. Hälfte 20. Jh., Inv.Nr. 86221