70Urteil1833 verfasste Otto Linné Erdmann, Professor für technische Chemie ander Universität Leipzig, einen„Grundriß der allgemeinen Waarenkunde“.Darin fasste er das einschlägige Wissen seiner Zeit zusammen. Das Buchwurde zum Standardwerk und blieb mit wechselnden Herausgebern wieetwa Christian Rudolf König fast ein Jahrhundert lang in Gebrauch. 1925erschien die letzte Auflage. Hier stand zu lesen, woher die besten Qualitäten von Rohstoffen stammten: Zinn von den indonesischen Inseln Bangkaund Billiton; Asphalt aus Syrien; Pottasche aus den USA, Ungarn und Russland. Auch bei den Nahrungsmitteln wurden beispielsweise die Herkunfts regionen der besten Feigen, Datteln, Pistazien, Mandeln oder Austernbenannt. Im Kapitel über Metallerzeugung und-bearbeitung informiertendie Autoren über Materialprüfungen an Eisen- und Stahlwaren, die handelsüblichen Arten von Blechen und Drähten und über Wege, gefälschteMünzen zu erkennen: Diese wurden auf Farbe, Strich, Härte, Biegsamkeit,Klang, Dichte, Gewicht, Dicke, Schriftbild und Randverzierung getestet.Farbmittel wurden über viele Generationen international gehandelt. Beiden Bezeichnungen fällt auf, dass sie oft nach ihren Herkunftsregionenbzw. Handelsplätzen benannt waren. Zu den bekannten Farbtönen zähltenVeroneser Gelb, Englischrot, Berliner bzw. Preussisch-Blau und Schweinfurter Grün. Diese Zuordnungen dienten auch als Qualitätsmerkmal.Viele Urteile über Waren im„Erdmann-König“ vereinen die Schilderungdes optimalen Zustandes mit Hinweisen auf Mängel und Verfälschungen.Eine typische Charakterisierung lautet:„Gute Schokolade muß in den Tafeln klingend, im Bruch ein feines, fettglänzend marmoriertes Korn zeigen,dunkel, aber nicht zu tief gefärbt sein und einen aromatischen Geruch besitzen. Der Aschengehalt soll nur 3,5 Proz. betragen. Die Schokolade wirdsehr häufig beschwert und billiger gemacht durch einen Zusatz von(Reis-)Mehl oder Stärke; solide Fabriken geben diese Zusätze auf der Etikette an.Andere Beimengungen sind ausgeschlossen, kommen aber in schlechtenWaren vor, z.B. gebrannte Erdmandeln, Eicheln, Zichorie, Schiffszwieback,Kleie-, Hülsenfruchtsamenmehl u.a.m.; bei entölter Kakaomasse: Hammel-,Rindertalg, Oliven-, Kokosnußöl usw.; statt reiner Gewürze: Gewürzstaub,Baumrinde; für Vanille[…], Peru- und Tolubalsam, Benzoe, gepulvertesZigarrenkistenholz usw.“(S. 539f.)Lit.: Erdmann-König 1925