92GerbstoffDie chemische Umwandlung tierischer Häute in dauerhaftes Leder wurdetraditionell überwiegend mit pflanzlichen Stoffen durchgeführt. Dazu dientenz.B. Rinden, Hölzer, Früchte, Blätter und Wurzeln. Viele Gerbmittel enthieltenden Wirkstoff Tannin. Bisweilen fand auch tierischer Kot Verwendung. DieLederherstellung blieb von der Industrialisierung lange Zeit fast unberührt.Aufgrund des zunehmenden Bedarfs fanden aber große Gerbereien mit dentraditionell verwendeten Stoffen nicht mehr ihr Auslangen. Bei der Suchenach neuen Substanzen in anderen Erdteilen wurde der Quebrachobaumentdeckt. Er wächst vor allem in Argentinien, Bolivien und Paraguay undentwickelte sich zum Exportschlager: Zu Beginn des 20. Jhs. deckten Extrakteaus Quebracho rund ein Drittel des weltweiten Gerbstoffbedarfs.Auf einer anderen Basis funktionieren mineralische Gerbmittel, vor allemChrom- und Aluminiumsalze. Ihre Anwendung wurde seit etwa 1860 erforscht. Von den USA aus verbreitete sich die Chromgerbung nach Europa.QUEBRACHO-EXTRAKT,Fa. H.& M. Oesinger, Roztok bei Prag, um 1900,Inv.Nr. 83116/1-5TAUBENKOT als Schwellbeize fürfeinere Ledersorten, 1. Hälfte 20. Jh.,Inv.Nr. 52167