93 SYNTHETISCHER GERBSTOFF Lematan R, Lematan TC, Fa. Josef Mahler & Co. KG, Villach, 1945–1960, Inv.Nr. 85416, 85415 GALLEN, Aleppo, 1. Hälfte 20. Jh., Inv.Nr. 52210 Wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Gerbchemie nahm Edmund Stiasny(1872–1965), der Sohn eines Wiener Handschuhfabrikanten. Er ab­solvierte eine Versuchsanstalt für Leder in Wien und studierte anschließend Chemie an der ETH Zürich. 1911 gewann Stiasny durch die Kondensation von Phenolen bzw. Phenolsulfonsäuren und Formaldehyd erstmals technisch verwertbare künstliche Gerbmittel. Auf dieser Basis brachte die BASF das Neradol auf den Markt, als Produkt aus einer Gruppe künstlicher Gerbstof­fe, die alsSyntane(Kunstwort für synthetisches Tannin) bezeichnet wurden. Im Ersten Weltkrieg waren Deutschland und Österreich von der Zufuhr außereuropäischer Gerbstoffe abgeschnitten. Dies förderte weitere Forschungen über künstliche Gerbmittel, um Autarkie zu erlangen. In den 1920er Jahren wurden diese im Konzern der I.G. Farben durchgeführt. Die dort entwickelten Vollgerbstoffe trugen ab 1931 die Sammelbezeichnung Tanigane. Im Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland rund 30 bis 40 Prozent der pflanzlichen Gerbstoffe durch künstliche ersetzt. Das NS-Regime vertrieb allerdings renommierte Fachleute wie Edmund Stiasny. Er war seit 1920 an der TH Darmstadt als Professor für Leder- und Gerbereichemie tätig gewesen. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft emigrierte er aber bereits 1933 nach Schweden. Lit.: Gnamm 1949