114GummiGummi ist der jüngste unter den heute bedeutenden natürlichen Werkstoffen. Ausgangsmaterial ist Kautschuk, der Milchsaft des Kautschukbaums(Hevea brasiliensis). Kautschuk ist elastisch, biegefest, zäh, wasserabweisendund beständig gegen viele Chemikalien. Seine Verwendung in nennenswerten Mengen reicht rund 200 Jahre zurück. Der entscheidende Schritt zurtechnischen Nutzung gelang um 1839 dem amerikanischen Erfinder CharlesGoodyear. Er vermengte die Substanz mit Schwefel, der Prozess wurdeals Vulkanisation bezeichnet. 1851 wurde Ebonit patentiert; dieser harteGummi enthielt einen größeren Schwefelanteil. Daraus wurden u.a. Kämme,Schmuck, Mundstücke für Rauchwaren, Schreibzeuge, Knöpfe, Messergriffe,Türklinken sowie Artikel für die chemische und Elektroindustrie erzeugt.Werner von Siemens verwendete in der Mitte des 19. Jhs. das kautschukähnliche Guttapercha zur Umhüllung langer Leitungskabel, die durch denAtlantik gelegt wurden.Die Gewinnung von Kautschuk erfolgte zunächst unter äußerst strapaziösenBedingungen durch Indios am Amazonas. 1876 wurden Samen von Heveabrasiliensis aus Brasilien über London nach Ceylon(Sri Lanka) gebracht.Von dort gelangten diese Pflanzen weiter nach Singapur. Der Verbrauchdes Materials erfuhr einen ganz erheblichen Anstieg, nachdem 1888 JohnDunlop in England die luftgefüllten Reifen erfunden hatte und die Automobilindustrie sich zu etablieren begann. Etwa ab 1910 wurde Kautschukgezielt in Plantagen auf der malayischen Halbinsel gewonnen. Im gleichenJahr entwickelte der Chemiker Fritz Hofmann bei Bayer in Leverkusen denKAUGUMMI(Achras sapota), Mexiko,1. Hälfte 20. Jh.,Inv.Nr. 80613KAUTSCHUK,Singapur, 1. Hälfte 20. Jh.,Inv.Nr. 51751