118 Torf Torf ist ein Produkt des Moors. Europäische Moore entstanden über­wiegend im Norden des Erdteils und am Rand von Gebirgen wie den Alpen. Wo Holz und Kohle fehlten, wurde Torf zunächst als Brennmaterial genützt, beispielsweise ab dem 16. Jh. in den Niederlanden, etwas später auch in Norddeutschland. In der Habsburgermonarchie lagen große Moore in Krain südlich von Laibach und am Neusiedlersee sowie in den Sümpfen an den Ufern von Donau und Theiß. Seit dem 18. Jh. wurde Torf vermehrt für gewerbliche Zwecke eingesetzt, etwa zur Herstellung von Ei­sen, Glas und Ziegeln. Nach 1850 setzten systematische Moorforschungen ein, die Lagerstätten wurden dokumentiert. Außerdem wurden die chemi­schen Bestandteile auf eine mögliche Verwertung hin untersucht. Mit der intensiveren Nutzung von Stein- und Braunkohle als Brennmaterial und ihrem Transport mit der Eisenbahn verlor Torf jedoch an wirtschaftlicher Bedeutung. Große Moore wie jenes bei Laibach wurden mit erheblichem Aufwand kultiviert, die Flächen anderen Nutzungen zugeführt. Seit dem ausgehenden 19. Jh. zeichneten sich neuartige gewerbliche Ver­wendungen des Torfs ab. Als Unternehmer trat Karl A. Zschörner in Wien auf den Plan. Er pachtete Moore im steirischen Admont und erzeugte Gespins­te aus Torfpflanzen, darunter Teppiche und Decken. Ferner nutzte er das Material zur Herstellung von Papier, als Einstreu in Ställen und Senkgruben sowie als Dünger und Desinfektionsmittel. Auf einer Kaiser-Jubiläumsaus ­stellung 1898 in Wien erregte Zschörner mit seinen Produkten einiges Aufsehen. Er gewann auch die Unterstützung vieler Grundbesitzer, die auf eine rationelle Ausbeutung ihrer Moorflächen hofften. Die Staatsverwaltung zeigte ebenfalls Interesse, u.a. mit der Gründung einerAbteilung für Moor­kultur und Torfverwertung in der Wiener landwirtschaftlich-chemischen Versuchsstation. Als Propagandist trat ferner der Pädagoge Hans Schreiber auf. 1902 eröffnete er in Sebastiansberg im böhmischen Erzgebirge ein Museum. Dort zeigte er Torfproben aus Europa, Amerika und Asien sowie Chemikalien und Produkte aus Torf. Ferner organisierte er Torfkurse. Heute sind von den ehemaligen Mooren im Alpenraum noch rund ein Zehntel vorhanden, sie stehen mittlerweile unter Schutz. In den letzten Jahren erfährt die Funktion von Mooren als Speicher riesiger Mengen von Kohlenstoff weltweit wieder vermehrte Aufmerksamkeit. Lit.: Weitensfelder 2015b