133Die Warenkundesammlung weist eine Reihe von Belegen für Forschungenund innovative Produkte auf. Ein Neuerer war beispielsweise Karl Sarg, derin Wien eine Kerzenfabrik betrieb. Auf der Basis der daraus gewonnenenErkenntnisse über Fette und Wachse befasste er sich mit der Erzeugungvon Glyzerin und Margarine sowie mit der Verarbeitung von Ozokerit(Erdwachs). 1887 brachte Sarg als einer der Ersten eine Zahncreme in einerMetalltube auf den Markt:„Kalodont“ wurde zu einem österreichischenMarkenartikel. Größere Bekanntheit erlangte der Chemiker Karl Auer vonWelsbach. Er benannte zwei Elemente im Periodensystem, erforschte dieSeltenen Erden und gründete mehrere Unternehmen. Er ist in der Sammlung mit„Auermetallen“ vertreten.Ebenfalls mit Metallen beschäftigten sich in Berlin und später in EssenTheodor Goldschmidt sowie seine Söhne Karl und Hans. Sie sichertensich eine führende Rolle bei der Rückgewinnung von Zinn aus verzinntenWaren und entwickelten Verfahren zur Erzeugung hochreiner Metallesowie zur Schienenschweißung. Ebenfalls in Essen war die Firma FriedrichKrupp angesiedelt. Die berühmte„deutsche Waffenschmiede“ musstenach dem Ersten Weltkrieg eine Zeitlang auf Erzeugnisse für den zivilenGebrauch umstellen. Dabei machte sie gute Geschäfte mit Gebissen ausder Stahllegierung„Wipla“.Eine große Zahl von Innovationen ging aus dem deutschen Konzern„I.G. Farben“ hervor, einem 1926 gegründeten Konglomerat deutscherTeerfarbenfabriken, die auch Heilmittel und andere chemische Produkteerzeugten. Die daran beteiligten Unternehmen sind in der Sammlung mithunderten Farbmustern, vielen Medikamenten und weiteren Erzeugnissenpräsent. Von einer spezielleren Erfindung zeugen einige Flaschen, diemit Hilfe einer Blasmaschine hergestellt wurden. Das dahinter stehendeVerfahren wurde um 1903 von Michael Joseph Owens in den USAentwickelt und revolutionierte die Erzeugung dieser Glasbehälter, dienun mit weitaus höheren Stückzahlen produziert werden konnten.Forschung aus der Not: Dafür stehen Objekte, die im Ersten Weltkrieg alsFolge vielfältigen Rohstoffmangels kreiert wurden. Sie betrafen im Wesentlichen Metalle, Textilien und chemische Produkte. Obwohl sich nachdem Krieg viele dieser Forschungsansätze als obsolet erwiesen, verblieben die Belegstücke dennoch in der Sammlung.SYNTHETISCHER KRYOLITH, I.G. Farben,um 1926–1940, Inv.Nr. 86177