134Sarg1858 erwarben Friedrich Albert Sarg aus Frankfurt am Main und sein SohnKarl eine Kerzenfabrik in Liesing bei Wien. Karl Sarg(1832–1895) hatteu.a. bei Justus von Liebig in Gießen Chemie studiert. Seine Ausbildungermöglichte ihm, die Produktion zu modernisieren. So entwickelte er einVerfahren zur Erzeugung hochreinen Glyzerins. Daraus stellte er Seifenher. Das Glyzerin erlebte in dieser Zeit einen großen Aufschwung. Durchseine Nitrierung mit Salpeter- und Schwefelsäure entstand der SprengstoffNitroglyzerin, der im Dynamit enthalten war.Sarg befasste sich auch mit der Produktion von Margarine. Deren Anfänge gingen auf eine Anregung des französischen Kaisers Napoleon III.zurück, der ein haltbares Ersatzprodukt für Butter zur Verpflegung seinerTruppen suchte. Dieses wurde 1869 vom Chemiker Hippolyte Mège-Mouriés entwickelt. Seine„Kunstbutter“ bestand aus Rindertalg und magererMilch. Allerdings erwies sich Sargs Produktion nicht als erfolgreich undmusste wieder eingestellt werden. Etwas erfolgreicher war ein Konkurrent,die„Erste österreichische Seifensieder-Gewerks-Gesellschaft ‚Apollo‘“, inihrem Werk in Penzing bei Wien. Als nächstes ging Sarg daran, Ozokerit(Erdwachs) zu verarbeiten; dieses Kohlenwasserstoffgemisch wurde in Galizien abgebaut. Sarg raffinierte den Rohstoff ab 1874, das Erzeugnis nannteer Ceresin. Es diente als Ersatz für Bienenwachs in der Kerzenherstellung.Das bekannteste Produkt der Firma wurde aber eine in verschließbareMetalltuben gefüllte Zahnpasta namens„Kalodont“. Zu den Vorläufern derZahnpasta zählten seit der Antike Zahnpulver mit Putzkörpern etwa ausMarmor, Bimsstein oder Holzkohle. Die Pulver wurden mit den Fingernoder einer Bürste gegen die Zähne gedrückt und gerieben. Oft waren siemit gut schmeckenden sowie entzündungshemmenden Substanzen versehen und gefärbt. Als einer der Ersten verwendete der Zahnarzt Washington W. Sheffield in den USA solche Tuben für Zahnpasten. Sarg brachteKalodont 1887 auf den Markt. Er bewarb die Verwendung mit modernenMitteln. 1908 beschäftigte seine Firma über 400 Personen, davon erzeugten allein 60 junge Frauen Toiletteseifen und Kalodont. Um 1925 verkaufte Karl Sargs gleichnamiger Sohn das Unternehmen an die böhmische„Schicht AG“.Lit.: Geschichte und Entwicklung 1898, Pelzer 2001