26 der Aspekt des Festhaltens auf Dauer im Vordergrund, kommt nun der As­pekt der Kommunikation hinzu. Nicht jedes Handyvideo, nicht jeder Clip auf Youtube, Facebook oder Instagram ist von den ProduzentInnen für eine längere Dauer oder für eine breitere Öffentlichkeit gedacht und dient häufig ‚nur der Kommunikation innerhalb familiärer und sozialer Gruppen. Dennoch sind auch sie zeittypische Dokumente, die es wert sind, in Aus­wahl bewahrt zu werden, um es künftigen Generationen zu ermöglichen, anschauliche Einblicke in soziale Phänomene gewinnen zu können. Für Archive stellen derzeit sowohl die Vielfalt an Dateiformaten, die nur zum Teil für dauerhafte Bewahrung geeignet sind, als auch die schiere Menge an Dokumenten, die entsteht, Herausforderungen für die Langzeit­archivierung dar. Vor allem im Videobereich entstehen große Dateimen­gen. Hier werden Archive Strategien entwickeln müssen, die es erlauben, repräsentative, inhaltlich wertvolle und technisch hochwertige Videobe­stände für die Nachwelt zu erhalten. Für audiovisuelle Archive ist die Digitalisierung der Bestände die einzige Möglichkeit, um die Sammlung d. h. die Aufzeichnungen bzw. den Inhalt langfristig erhalten zu können. Dies zieht nach sich, dass eine langsame Transformation von einem analogen Archiv in ein digitales Archiv stattfin­det, auch wenn die analogen Träger nach ihrer Digitalisierung in wissen­schaftlichen Archiven noch Teil der Sammlung bleiben. Durch die Notwendigkeit, ihre archivierten Aufnahmen in neue Formate und auf neue Träger zu transponieren, sind audiovisuelle Archive oft gezwungen, technische Veränderungen und Neuerungen rascher als andere kulturbe­wahrende Institutionen umzusetzen. Hinzu kommt, dass alte Aufnahmen durch die ihnen inhärenten Entstehungsbedingungen auch noch in ihrer digitalisierten Form historische Techniken widerspiegeln und bewahren. …entsammeln… Der Begriff des Entsammelns erweckt den Eindruck, als würde ein Archiv das Gegenteil dessen tun, wofür es steht. Gleichwohl gehört Selektion zu den Grundaufgaben aller kulturbewahrenden Institutionen. Das Archiv, das ohne inhaltliche Einschränkungen und Überlegungen alles aufbewahrt oder besser noch: alles hortet, ist weniger eine Utopie als ihr Gegenteil, eine Dystopie. Ohne Selektion würden Archive und ihre BenutzerInnen nicht nur von einer Unmenge von Dokumenten überfordert, es würde