67 Der Träger, eine Edisonwalze, auch Phonographen-Walze oder Phono­graphen-Zylinder genannt, ist ein Tonträger aus Hartwachs, der auf den irischen Chemiker und Erfinder Chichester Alexander Bell nicht zu ver­wechseln mit dem schottischen Erfinder Alexander Graham Bell und den US-amerikanischen Erfinder, Ingenieur und Instrumentenbauer Charles Sumner Tainter zurückgeht. Bell und Tainter arbeiteten an einer Verbes­serung des Edison-Phonographen. Thomas Alva Edison hatte seinen Phonographen 1877 einer staunenden Öffentlichkeit vorgestellt. Der Pho­nograph war das erste Gerät, das Töne aufnehmen und auch wiedergeben konnte. Als Tonträger hatte Edison ursprünglich eine mit Stanniolfolie überzogene Walze verwendet. 1887 übernahm Edison die 1885 geschaf­fene Wachswalze als neuen Tonträger für seinen bereits mehrmals verbes­serten Phonographen. Laut Römpps Chemie Lexikon wird ein Stoff als Wachs bezeichnet, wenn er bei 20°C knetbar, fest bis brüchig hart ist, eine grobe bis feinkristalline Struktur aufweist, farblich durchscheinend bis opak, aber nicht glasartig ist, über 40°C ohne Zersetzung schmilzt, wenig oberhalb des Schmelz­punktes leicht flüssig ist, eine stark temperaturabhängige Konsistenz und Löslichkeit aufweist sowie unter leichtem Druck polierbar ist. Je nach Unternehmen und Fertigungsverfahren fanden bei der Herstellung der Walzen neben verschiedenen Wachsarten unterschiedliche Materialien Verwendung. So wurde Stearin- und Palmitinsäure sowie Ätznatron in verschieden Mischungsverhältnissen beigegeben, um die Härte der Walze zu verändern. Als Wachs wurde vor allem Bienenwachs, chemisches Wachs aus Hartparaffin, Cerea-Wachs und Palmwachs verwendet. Die Mischun­gen unterschieden sich auch nach dem Herstellerland. Die ersten Walzen aus französischer Produktion wurden aus Carnauba-Wachs mit Natronseife gefertigt, wohingegen die ersten US-amerikanischen Walzen aus Natrium­stearat, Bleistearat, Stearinsäureseifen und diversen Wachssorten herge­stellt wurden. Die Tonaufnahme erfolgte über einen Trichter, welcher den Schall auf eine Membran leitete, die mittels eines scharfkantigen Stichels die Schall­schwingungen als abwechselnd flache und tiefe Rille(Tiefenschrift) in das Wachs der rotierenden und axial vorwärtsbewegten Walze gravierte. Bei der Wiedergabe wurde die sich mit der gleichen Geschwindigkeit drehen­de Walze durch einen halbkugelförmigen Saphir abgetastet, wodurch die in eine Schalldose vom Saphir mechanisch auf eine Membran übertrage­nen Schwingungen wieder hörbar wurden, entweder durch Kopfhörer oder durch einen Schalltrichter. Die gesamte Apparatur kam dabei ohne Strom aus, auch die Wiedergabe erfolgte ohne elektrische Verstärkung.