VorwortIm Sommer 1939 wollte der damals 17-jährige Walter Herlinger(IsraelHadar) noch einmal sein Lieblingsmuseum besuchen: das TechnischeMuseum. Er durfte aber nicht mehr hinein, für Juden war der Besuchverboten. Auf dem Cover dieses Buchs findet sich eine Aufnahme, dieHerlinger vor dem für ihn nicht mehr zugänglichen Museum zeigt. Sie entstand wenige Tage vor seiner Flucht nach Palästina.Ausgrenzung – Beraubung – Vertreibung und letztendlich Ermordung: Daswaren die Eskalationsstufen der Politik der Nationalsozialisten gegenüberJuden und politisch Andersdenkenden. Dieses Buch beschäftigt sich mitder Beraubung der österreichischen Juden und NS-Gegner sowie mitjenen Objekten, die auf direkten Wegen oder auch auf verschlungenenPfaden in die Sammlungen des Technischen Museums gekommen sind.Die öffentliche Diskussion um Provenienzforschung wird beherrscht vonder Frage der Rückgabe wertvoller Kunstgegenstände wie Gemälden undZeichnungen. Dabei wird meist übersehen, dass die Nazis hauptsächlichObjekte des alltäglichen Lebens – wie Radio- und Fotoapparate, Möbel,Fahrräder, Musikinstrumente, Wäsche, Autos oder Motorräder – von„rassisch“ und politisch Verfolgten gestohlen haben.Seit der Verabschiedung des Österreichischen Kunstrückgabegesetzes1998 durchforstet das Technische Museum Wien seine Bestände aufNS-Raubgut. Damit ist es weltweit eines der wenigen Technikmuseen, diesystematisch und kontinuierlich Provenienzforschung betreiben. Und wohlals eines der ersten Museen überhaupt thematisiert es in seiner Dauerausstellung mit der Schau„Inventarnummer 1938“ das Schicksal derMenschen und der ihnen geraubten Objekte.Über 80.000 Objekte, Bücher und Archivalien wurden bereits auf dieUnbedenklichkeit ihrer Herkunft überprüft. Von 1998 bis 2006 warenzunächst die Historikerin Barbara Pilz und die damalige Leiterin des Archivs, Manuela Fellner-Feldhaus, mit der Provenienzforschung betraut. Seit2005 haben diese Aufgabe die Historiker Oliver Kühschelm(bis 2008)und Christian Klösch(seit 2005) übernommen. In dieser Zeit konnten