16hier auch das meiste jüdische Vermögen vorhanden. Von den ca. 33.000jüdischen Betrieben in Wien wurden 75 Prozent aufgelöst und ihr Betriebsvermögen weiter verkauft. Die anderen Betriebe wurden„arisiert” und vonPersonen weitergeführt, die sich bei der staatlichen Vermögensverkehrsstelle um eine Betriebsübernahme beworben hatten.Die„Ariseure” waren meistens Personen, die der NSDAP oder einer Unterorganisation angehörten; sie wurden daher bevorzugt und übernahmensehr billig und meist ohne große eigene finanzielle Mittel jüdischen Besitz.Auch 70.000 Wohnungen, die entweder Juden gehörten oder an solchevermietet waren, wurden nach deren Vertreibung von„Ariern” übernommen.Nutznießer der Beraubung an den Juden waren – ob direkt oder indirekt –die meisten der damals im Deutschen Reich lebenden Personen.Ziel der Judenverfolgung war es aber, die Juden nicht nur zu berauben,sondern sie durch den alltäglichen Terror dazu zu bringen, dass sie dasLand so rasch wie möglich verließen. Die Erlaubnis zur Ausreise war aberan die Ablieferung sämtlicher Vermögenswerte gekoppelt. Darüber hinaus wollte der NS-Staat auch an das ausländische Vermögen von Judenherankommen, sodass auch diese Werte an den Staat übertragen werdenmussten, um die Ausreise zu erlangen. Zusammen mit der Vermögensverkehrsstelle koordinierte die unter der Leitung von Adolf Eichmann stehende„Zentralstelle für jüdische Auswanderung” Beraubung und Vertreibung.Da aber viele Juden durch die Beraubung mittellos geworden waren undsich kaum mehr die Ausreise finanzieren konnten, wurden die jüdischenKultusgemeinden gezwungen, mit einem Teil des von Juden entzogenenGeldes die Ausreise armer und mittelloser Juden zu organisieren und zufinanzieren.Vertreibung und Ermordung derösterreichischen JudenInsgesamt gelang bis Anfang 1942 130.000 österreichischen Juden dieFlucht. Der größte Teil von ihnen wurde von den USA(30.000) und vonGroßbritannien(27.000–30.000) aufgenommen.Nach dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 wurde für die inÖsterreich verbliebenen Juden die Auswanderung praktisch unmöglich. Die66.000 meist älteren Personen, die durch die restriktiven Aufnahmeformalitäten kein Exilland finden konnten, wurden in Ghettos oder in Konzentra-