15KEINVERÖFFENTLICHUNGSRECHT3Hitlerjugend beschmiert jüdische Geschäfte in Wien, März 1938Schon in den ersten Tagen nach dem„Anschluss” plünderten Angehörigeder NSDAP, der SA, der Gestapo und auch der Polizei sowie viele Privatpersonen jüdische Wohnungen. Sie raubten Geld, Schmuck und andereWertgegenstände und nahmen Möbel oder Kraftfahrzeuge einfach mit sich.Diese„wilden Arisierungen” im März und April 1938 wurden vom Staatzunächst toleriert, doch schon bald erließ der NS-Staat Gesetze, welchedie Beraubung der Juden in der neu annektierten„Ostmark” und auchim„Altreich” regeln sollten. Mit der„Verordnung über die Anmeldung desVermögens von Juden” vom 26. April 1938 wurden alle Juden im gesamten„Deutschen Reich“ verpflichtet, ihr Vermögen zu melden, wenn es denWert von 5.000 Reichsmark(RM) überstieg. In Wien wurde im damaligenMinisterium für Wirtschaft und Arbeit eine eigene„Vermögensverkehrsstelle” geschaffen, die das Vermögen der Juden in Österreich erfassteund ihre Beraubung in Zusammenarbeit mit Dienststellen der NSDAPund der Gestapo organisierte. Elf Monate nach dem„Anschluss” zog dieVermögensverkehrsstelle eine Zwischenbilanz. Bis zu diesem Tag erfasstesie Vermögenswerte von ca. 60.000 Juden und Jüdinnen im Ausmaß von2.041.828.000 RM – nach heutigem Wert ca. 9,3 Milliarden Euro.2Da fast 90 Prozent aller österreichischen Juden in Wien lebten, war