19 tions- und Vernichtungslager nach Osteuropa deportiert und dann ermor­det. Nur etwa 1.000 bis 2.000 Juden konnten in Wien bis 1945, meist versteckt als sogenannteU-Boote, überleben. Nach 1945 kehrten nur wenige als Überlebende aus den Konzentrations­lagern oder als Heimkehrer aus den Exilländern nach Österreich zurück, sodass sich die Zahl der in Österreich lebenden Juden auf ca. 5.000 bis 6.000 erhöhte. Viele Juden kamen nicht zurück, da sie den weiterhin stark verbreiteten Antisemitismus in der österreichischen Bevölkerung fürchte­ten. Auch die österreichische Regierung unterließ es, die Vertriebenen und die Holocaust-Überlebenden offiziell zur Rückkehr einzuladen und signali­sierte damit, dass eine zahlenmäßig große jüdische Gemeinde in Österreich in Zukunft unerwünscht war. 3 Arisierung von Alltagsgegenständen Der Umfang der Beschlagnahmung von Alltagsgegenständen bei Juden nach demAnschluss lässt sich kaum beziffern. In der ersten Phase der wilden Arisierungen im März 1938 wurden vor allem Kraftfahrzeuge, Bar­geld, Schmuck und andere Wertgegenstände beschlagnahmt. Um möglichst rasch auswandern zu können, boten auch viele Juden ihren Hausrat zu sehr günstigen Preisen mittels Zeitungsannoncen zum allge­meinen Verkauf an. Vielearische Österreicher und Österreicherinnen profitierten so von der Notlage dieser Menschen und kamen auf günstigem Weg zu Möbeln, Bildern, Büchern, Radios, zu Haushalts­geräten wie Nähmaschinen und ähnlichen Gegenständen. Während des Pogroms vom 9. November 1938 kam es zu einer weiteren Welle willkürlicher Beschlagnahmungen. An diesen Raubzügen waren wie­der Mitglieder der NSDAP, der SA und SS, aber auch Privatpersonen betei­ligt. Im Verlauf des Pogroms wurden in Wien 42 Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt und verwüstet. 6.547 Juden wurden verhaftet, davon fast 4.000 im KZ Dachau interniert. 4 Der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler ermächtigte am 30. Juli 1938 die Gestapo, in Österreich beschlagnahmtes mobiles Vermögen von Juden öffentlich versteigern zu lassen. Die Verstei­gerungen führte das Dorotheum mit seinen Zweigniederlassungen in den Bundesländern im Auftrag der Gestapo durch. Beschlagnahmte Sachwerte