20wie Schmuck, Juwelen und Kunstgegenstände oder Briefmarken wurdenmeist in den Räumlichkeiten des Dorotheums versteigert. Hausrat hingegen wurde manchmal auch direkt in den Wohnungen der Vertriebenen anNachbarn und Passanten frei verkauft. Neben der Gestapo verkauften auchZoll- und Finanzbehörden sowie die Gemeinde Wien; auch die NSDAPselbst beschlagnahmte Güter. Die von ihr eingerichteten„Wiedergutmachungsstellen” verteilte ferner beschlagnahmte Mobilien kostenlos anjene Parteigenossen, die sich in der Zeit von 1933 bis 1938 illegal für dieNSDAP betätigt hatten.Profiteure der Arisierungen und Beschlagnahmungen waren ferner zahlreiche private Auktionshäuser und Antiquitätenhändler, die bis 1945 undauch noch später gute Geschäfte mit dem NS-Raubgut machten. Besonders wertvolle Kunst- und Sammelobjekte wurden durch das Bundesdenkmalamt erfasst, und nachdem Kunstexperten die wertvollsten Stücke fürein geplantes„Führermuseum“ in Linz ausgesucht hatten, Museen in derganzen Ostmark angeboten.Mit Kriegsbeginn im September 1939 verschärfte sich die Lage für die imDeutschen Reich lebenden Juden noch weiter. So mussten Radios undSchreibmaschinen abgegeben werden, auch der Besitz eines Telefons warverboten. Die Gestapo beschlagnahmte ferner das Umzugsgut emigrierterJuden, das zum Teil noch in Häfen wie Hamburg und Triest oder bei Speditionen in Wien lagerte.Die Wiener Gestapo gründete Anfang September 1940 die„Verwaltungsstelle für jüdisches Umzugsgut der Geheimen Staatspolizei”(Vugesta).Mit Hilfe dieser Dienststelle verkaufte sie nicht nur das Umzugsgut deremigrierten Juden, sondern auch den Hausrat der aus Wien in die Vernichtungslager deportierten Juden an die Bevölkerung. Für die Räumungder Wohnungen und für die Arbeiten in den Depots setzte sie jüdischeZwangsarbeiter ein. Für Möbel und Einrichtungsgegenstände richtete sieeine eigene Verwertungsstelle in der Krummbaumgasse 8 im zweitenWiener Gemeindebezirk ein. NS-Funktionäre und Personen mit Beziehungen zur Gestapo konnten besonders günstig einkaufen. Der Gesamterlösaus den Verkäufen dürfte zwischen 13 und 14 Millionen RM betragenhaben. Teilweise wurden die Vermögenswerte auch über dieNS-Volkswohlfahrt an die Bevölkerung verteilt.5