88einigung Österreichs mit dem Deutschen Reich" wurde am 3. Mai 1938 dieGestapo mit der Verwaltung und Verteilung der beschlagnahmten Fahrzeuge betraut. Zugleich wurden alle Dienststellen der NSDAP aufgefordert,„die beschlagnahmten Fahrzeuge sofort listenmäßig zu melden und dabeiKennzeichen, Fahrgestell- und Motornummer, Type, Baujahr, zurückgelegte Fahrkilometer und ehemalige Eigentümer anzugeben“. Im Bedarfsfallmussten die Fahrzeuge der Gestapo zu Verfügung gestellt werden.174DieStapoleitstelle Wien sammelte so allein Daten von 1.700 beschlagnahmtenKraftfahrzeugen, die ihrerseits insgesamt einen Wert von über einer MillionRM repräsentierten.175Die von der Gestapo selbst beschlagnahmten Kraftfahrzeuge wurden inWien an drei großen Lagerplätzen zusammengezogen. Mit Erlass vom30. Juli 1938 war die Gestapo auch befugt, die Fahrzeuge nicht nur zubenützen bzw. verschiedenen Parteigliederungen oder staatlichen Stellenzuzuweisen, sondern sie gegebenenfalls auch zu verkaufen.176Mit der Verwertung beauftragte sie in der Folge das staatliche Auktionshaus Dorotheum in Wien. An zehn Terminen im August und September 1938 konntendie Wiener gebrauchte Kraftfahrzeuge aus den Beschlagnahmungender Gestapo günstig erwerben. Zwischen 600 und 1.000 Kraftfahrzeugefanden auf diesem Weg einen neuen„arischen“ Eigentümer. Den Erlös ausder Aktion bezifferte das Dorotheum mit 420.000 RM.177Den Käufer/-innen war durchaus bekannt, dass diese Kraftfahrzeuge vorher im Eigentumvon Juden gewesen waren. Die wenigsten hatten aber dabei offenbarein schlechtes Gewissen, denn nach 1945 wurde nur ein einziger dieserErwerber aktenkundig, indem er sein Fahrzeug als„entzogenes Vermögen“anmeldete.178Auch die geschädigten Juden wussten, dass ihre Fahrzeugeversteigert wurden.179Die öffentlichen Versteigerungen erregten den Unmut der Parteidienststellen der NSDAP, die die Fahrzeuge lieber für ihren eigenen Gebrauch oderals Belohnung von Parteimitgliedern verwertet sehen wollten. Im September 1938 kam es schließlich„auf höhere Anweisung“ hin zu einem Versteigerungsstopp von Kraftfahrzeugen.180Die vielen neuen Dienststellen, die nach dem„Anschluss“ ins Leben gerufen wurden, hatten einen großen Bedarf an Dienstfahrzeugen. Die Eingliederung Österreichs ins Deutsche Reich sowie den Aufbau der NSDAP inÖsterreich sollten neben den österreichischen Behörden auch jene desReichstatthalters und des„Reichskommissars für die WiedervereinigungÖsterreichs mit dem Deutschen Reich“ administrieren. Diese Dienststellen