Geklärte Fälle 109 Die Orgel von Willibald Duschnitz(1884–1976) Der Industrielle Kommerzialrat Willibald Duschnitz war der Eigentümer der Ersten Österreichisch-Ungarischen Filzfabrik Adolf Duschnitz in Achau (Niederösterreich). Seine Liebe galt aber auch der Bildenden Kunst und der Musik. Er war ein passionierte Sammler flämischer und holländischer Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts, Skulpturen und Möbeln der Renais­sance sowie Kunstwerken der Antike. 222 Duschitz ließ die Familienvilla in der Karl-Ludwig-Straße 73(heute Weima­rerstraße 87), Wien XIX, in den Jahren 1915/16 von Adolf Loos großzü­gig umbauen. Die Wohnfläche wurde verdoppelt; die Gemälde und Möbel erhielten nun eine üppige Kulisse. Der 60 große Musiksaal war mit einer Gesamthöhe von 4,5 Metern neben dem Speisezimmer und dem Renaissance­zimmer der repräsentativste Raum. An die Stirnseite des Musikzimmers ließ Duschnitz, der Hobbyorganist und Komponist war, eine Orgel einbauen. Die Orgel Opus 1873 mit Organola stammte vom Ludwigsburger Unternehmen E.F. Walcker& Co und wurde am 4. Mai 1916 geliefert. Elsie Altmann-Loos, die zweite Ehefrau von Adolf Loos, berichtete über einen Besuch in der Villa Duschnitz um 1916:Eines der schönsten Häuser, zumindest was die Innenräume betraf, denn es war nur ein Umbau, war das Duschnitz-Haus im Cottageviertel. Es hatte das herrlichste Marmorspei­sezimmer, das ich je gesehen habe, und außerdem war auch eine Orgel eingebaut, deren Pfeifen im ganzen Haus verteilt waren... Er selbst war Orgelspieler und wollte immer allein sein. Er lebte in einer Zauberwelt, und jeder Außenstehende brachte Alltag ins Haus, und das wollte er nicht. 223 Willibald Duschnitz gelang es nach dem Anschluss, Vermögenswerte und auch Teile der Kunstsammlung mit in die Emigration nach Großbritannien 71 Hochzeit von Eva Duschnitz und Gerald Byrne, Wien 1935