21SchlussDie Gründungsgeschichte in München kann mit jener in Wien nicht direktverglichen werden. Rückblickend riskierte Exner mit dem Mai 1918 zwarviel, traf aber wohl die richtige Entscheidung. Schwierig, ja nahezu aussichtlos gestaltete sich allerdings die„mißliche“ finanzielle Situation desprivaten Vereinsmuseums, auch nach der Reduzierung des Personals von101 auf 39 Personen bis Ende 1921, zumal der Kredit der Credit-Anstaltvon 1916 noch nicht getilgt war. Ohne eine kontinuierliche Subventionierung durch das Staatsamt für Handel und Gewerbe, Industrie und Bautenwar das Museum nach dem Krieg nicht überlebensfähig. Das rief dasStaatsamt für Finanzen auf den Plan, das den Staatsrechnungshof mit einerPrüfung dieser Situation beauftragte.In einer„Einsichtsbemerkung“ vom 26. September 1919 forderte dieserin bewährter Diktion„die Verminderung der Ausgaben und die Erhöhungder Einnahmen“, nachdem die bisherigen Anregungen„nicht die entsprechende Würdigung gefunden“ hätten. Exner reagierte im Jahr daraufmit einer Reihe von Argumenten und einer Aufzählung bereits gesetzterAktivitäten: Neben einer restriktiven Personalpolitik und der Reduzierungder Öffnungszeiten seit Sommer 1919 auf Samstagnachmittag und Sonntagvormittag konnte er mit einer Verdoppelung der Mitgliedszahlen desFördervereins auf über 2000 sowie forcierten Werbemaßnahmen„durchStraßenplakate, Ankündigungen in Zeitungen und in der Straßenbahn“auf eine erfolgreiche Gegenstrategie verweisen.27Die finanzielle Gebarung des Vereinsmuseums änderte sich dadurch nichtgrundsätzlich. 1920 zog der Staat aus dieser Situation schließlich die Konsequenzen. Am 28. Juni stellte der Staatssekretär für Handel und Gewerbe, Industrie und Bauten, Johann Zerdik, im Kabinettsrat den Antrag aufVerstaatlichung des Technischen Museums, die mit 1. Jänner 1922 in Krafttreten sollte:„Als zweckmäßigster Weg zur Sanierung des TechnischenMuseums erscheine dessen Verstaatlichung. Diese Maßnahme sei geradezu eine Notwendigkeit, wenn die große Schöpfung nicht ernstlich gefährdet und die namhaften Opfer, die der Staat schon bisher für das Museumgemacht hat, nicht verloren sein sollten.“28Im Zuge der Verstaatlichungerhielt der Staat von der Stadt Wien das Grundstück und vom Museumsverein das Gebäude sowie die Sammlungen. Diese Entscheidung beendete alle vorangegangenen Spekulationen um die Ausrichtung des Museumsund stellte längerfristig die Weichen für einen erfolgreichen Betrieb.