78Feldpostmappe” ein und fasste die Grußtexte und Briefe, Fotos undZeichnungen ab Jänner 1915 heftweise in ihrer Bibliotheksreihe unterdem Titel Soldatengrüße aus dem Felde. Feldpostkarten und Briefe unserer Vaterlandsverteidiger an die Kronen-Zeitung zusammen. Das ersteHeft eröffnete mit einem Dankschreiben der k.k. Hofbibliothek, die sicherfreut zeigte, als Spende der Zeitung die originalen Briefe und Bilderin ihre Kriegssammlung aufnehmen zu können, die„als unmittelbareZeugen des Soldatenlebens im Felde unter den historischen Denkmälerneiner grossen Zeit eine hochwillkommene Bereicherung unserer Sammlung bilden.”36Die Bewertung von Feldpostbriefen und –karten als künftige historischeKriegsdokumente koppelte sich direkt an ihre vermeintliche Authentizitätals persönliche Quellen.„Ganz heiss”, so versichert Stefan Zweig im Auftrag des Kriegsarchivs,„kommen sie aus dem Herzen des Kriegers, ganzwarm aus der Unmittelbarkeit des Erlebnisses. Aber gerade diese Unmittelbarkeit ist ihr höchster Wert. Aus diesen Millionen flüchtiger Blätter wirdeinmal die Geschichte dieses Krieges vielfach menschlich belebt werden.[...] Unschätzbare Dokumente der Kultur und Geschichte sind diese Briefe,die unsere Soldaten irgendwo am Rande des Reiches zwischen Gefechtund Rast geschrieben haben.” Der Feldpost kämen größte Verdienste fürdie Geschichtsschreibung zu:„denn allen zukünftigen Generationen wirdsie noch für Jahrhunderte eine Quelle bedeuten, aus der für sie vaterländisches Selbstvertrauen, Stolz und Lebensgefühl quillt.”37Freilich boten die in Tageszeitungen abgedruckten oder gesammelt in Bü chern edierten Feldpostbriefe inhaltsreichere und interessanter zu lesendeBeschreibungen vom Leben im Felde als der größte Teil der Nachrichten,die auf offenen Karten hin und her gingen. Schließlich wurden die Briefezu Propagandazwecken veröffentlicht und hatten die Aufgabe, den Kriegim Einzelschicksal zu glorifizieren. Für die Kriegspatrioten dürften hingegen die meisten Mitteilungen im Kartenformat als Quellen für„vaterländisches Selbstvertrauen, Stolz und Lebensgefühl” schlichtweg zu banalgewesen sein. Abgesehen von der formatbedingt unterschiedlichenTextlänge gibt es in den meisten Briefen und Karten zwischen Front undHeimat eine Gemeinsamkeit: Der Krieg und die damit einhergehendenVeränderungen wurden eher am Rande erwähnt und von den Soldaten sobeschrieben, dass sich in ein paar unspektakulären Zeilen das zeitgemäßmännliche Bild des Kriegers entwarf, der in aller Ruhe seine Pflicht tut. ImMittelpunkt des Gedankenaustauschs stand hingegen das Vertraute, dasAlltägliche, das Privat-Familiäre – alles, was man im Frieden gemeinsam