27 war groß. In Wien waren ca. 200 KlavierbauerInnen tätig und rund 300 KlavierlehrerInnen erteilten Unterricht. Neben dem perfekten Klang der Instrumente wurde auch auf ein anspre­chendes Gehäuse mit Beschlägen und Dekorationselementen geachtet. So erteilte der britische Monarch Georg IV. durch die Vermittlung Beetho­vens der Firma Streicher 1823 den Auftrag zum Bau eines Prachtflügels aus Mahagoniholz, der inklusive der Frachtkosten 750 Gulden kostete. Dies ist besonders bemerkenswert, da auch Großbritannien über florierende Klavierunternehmen verfügte. Nannette Streicher errichtete 1812 imalten Streicherhof, Ungargasse 371(später Nr. 46) einen Konzertsaal, der 300 Personen Platz bot. Dieser wurde mit einem Wohltätigkeitskonzert zugunsten derGesellschaft ade­licher Frauen zur Beförderung des Guten und Nützlichen mit Beethovens Coriolan-Ouvertüre eingeweiht. Dieser 1810 gegründete Verein bestand aus zwölf Frauen aus demGeburts- und nobilitierten Adel, deren Vor­steherin Fürstin Caroline von Lobkowitz, geb. Fürstin von Schwarzenberg, war. Mit den Erträgen dieses frühenCharity-Vereins sollte Menschen, die materiell oder gesundheitlich in Not geraten waren, vor allem Kindern und Frauen, geholfen werden. Fanny von Arnstein, ebenfalls Mitglied des Vereins, unterhielt in Wien einen hoch angesehenen Salon. Sie selbst war die Tochter des vermögenden BerlinerMünzjuden Itzig 8 , sehr gebildet, sprach mehrere Sprachen und galt als eine der brillantesten und geist­reichsten Gastgeberinnen. Besonders während des Wiener Kongresses waren Einladungen in ihren Salon sehr begehrt. 1814 erfreute der erste Weihnachtsbaum Wiens die illustren Gäste eine Idee, die Fanny aus Berlin mitbrachte. Die Streicherschen Konzerte unter der Leitung namhafter Musiker wurden oft von SchülerInnen gespielt, damals auch alsDilettanten bezeichnet. Ein häufig gesehener Gast war Ludwig van Beethoven:Im Streicherschen Haus war gewöhnlich wöchentlich musikalische Unterhaltung in einem eigens dazu akustisch gebauten Saal, wo in den Jahren Beethoven selten fehlte. 9 Während des Wiener Kongresses waren die Konzerte der Nannette Streicher gesellschaftliche Ereignisse, an denen viele Adelige teilnahmen. ImNeuen Streicherhof(später Ungargasse 27, im dritten Wiener Bezirk), der später von Nannettes Sohn Johann Baptist Streicher weitergeführt wurde, traten sehr bekannte Persönlichkeiten wie die Sängerin Jenny Lutzer, dieBöhmische Nachtigall 10 aus Prag, die schwedische Opern­sängerin Jenny Lind oder Clara Schumann auf.