Aufsatz in einer Zeitschrift 
Lunchables. Über den Zusammenhang von Essen und Klasse
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DOI 10.60531/INSIGHTOUT.2023.1.7| HAGEMANN, WAGNER: LUNCHABLES_ INSIGHTOUT 1(2023) 68 Beobachtungskategorie ‚Migration und der Analyse der mit migrationsgesellschaftlichen Bedingungen einhergehenden Ein- und Ausschlüsse und den darin entwickelten, verschiedenen Überlebensstrategien bereichert werden. Um diesen Kontexten diskrimi­nierungssensibel zu begegnen, perspektivbedingten Komplexitätsreduktionen entgegenzuwirken und zu weniger verengten Untersuchungsergebnissen zu gelangen, ist neben der eigenen Positionierung die Hinzuziehung möglichst diverser Akteur_innen bei al­len Schritten des Analyseprozesses unverzichtbar. retische Bedeutung hin befragt werden. Eine Mög­lichkeit der öffentlichkeitswirksamen Ausweitung der Intervention in den Zusammenhang von ‚Klasse, ‚Essen und ‚Sorge besteht schließlich darin, sich die Techniken der Lebensmittelvermarktung anzueig­nen und sie auf künstlerische Weise im Kontext von Ausstellungen oder in Adbusting-Manövern für die Sichtbarmachung struktureller Ungerechtigkeiten zu nutzen. Das spezifische Klassen- und Ernährungs­wissen kann von an Klassenverhältnissen interessierten Akteur_innen in einer ge­meinsamen Beschäftigung mit biografisch relevanten populärkulturellen Artefakten der eigenen essensbezogenen Sozialisation generiert, aktualisiert, reflektiert und revi­diert werden. Das Erkennenlernen von Codes zur Markierung von Klassendifferenz sowie Strategien und Techniken, mit denen klassenbedingte Prekaritäten etwa in Werbun­gen verschleiert und dennoch implizit angesprochen werden, erscheint uns als ein wichtiges Mittel, jeweils spezifische Klassenherkünfte verständlich und Dis­kriminierungsstrukturen thematisierbar zu machen. Dies gilt umso mehr, als Klassismus von vielen Betrof­fenen zunächst nur diffus empfunden und erst sehr viel später als solcher realisiert und benannt werden kann. Medienorientierte Analysen, die sich in frucht­barer Weise mit der mitunter stark klassistischen Darstellung etwa von alleinerziehenden Müttern, Lohnerwerbsarbeitenden und Lohnerwerbsarbeits­losen in Reality-TV-Shows beschäftigen, 15 können zu­dem um Vorgehensweisen ergänzt werden, in denen etwa in Form eines Reenactments Mahlzeiten der eigenen Kindheit und Jugend gemeinsam erinnert, zubereitet und verzehrt und auf ihre klassentheo­15 Siehe etwa Insa Härtel:Gespaltene Einstellung. Messiesendungen im Detail, in: Irene Nierhaus, Kathrin Heinz, Rosanna Umbach (Hg.): WohnSeiten. Visuelle Konstruktionen des Wohnens in Zeitschriften. Bielefeld 2021, S. 318–334.