DOI 10.60531/INSIGHTOUT.2024.2.7| NIEDERBERGER: WIE INFRASTRUKTUREN USER MACHEN_ INSIGHTOUT 2(2024)45che technologische Praxis zu einem Raum macht, derbewohnt werden kann.21Trans*Feministische Server existieren nur, weil sievon einer Gemeinschaft unterhalten werden, die dasBedürfnis nach ihnen in Gesten von Unterhalt undPflege ausdrückt. Das Gebiet, das von Trans*Feministischen Servern formuliert wird, ist daher durchZuneigung strukturiert, und nicht durch Abstraktion. Im Vordergrund stehen Praktiken der Pflege:Administration, Wartung, Moderation, Kommunikation(und damit meine ich die gesamte notwendigeArbeit, um eine Gemeinschaft zu unterhalten), Dokumentation, Fundraising und nicht zuletzt auch dieNutzung der Dienste, in deren Verantwortung dasÜberwachen von Funktionstüchtigkeit liegt. Im Wikivon anarchaserver(einem der vielen Trans*Feministischen Server) werden die Rollen, die zur Praxis vonTrans*Feministischen Servern gehören, als„Wächterinnen, Feuerlöscherinnen, Schnittstellen und Schreiberinnen“ bezeichnet.22Diese Rollen verweisen aufspezifische Bedürfnisse, Abhängigkeiten und sinnvolle Beziehungen – also verkörperte Kontexte.Teil eines Trans*Feministischen Servers zu sein bedeutet also, an einer fortlaufenden Aushandlung derBedingungen für Dienst und Service teilzunehmen.Hier ist die Nutzung kein Akt des Konsums, sondernein Akt der Reproduktion und des Unterhalts, der dasgesamte Gebiet der Beziehungen zu einer Gemeinschaft – und zur Technologie selbst – umfasst.21S. Niederberger:„Feminist Server – Sichtbarkeit und Funktionalität. Digitale Infrastruktur als gemeinschaftliches Projekt“, in:springerin| Hefte für Gegenwartskunst(2019), S. 8–9.22anarchaserver:Be a guardian, a fire extinguisher, a scriba, an interface – Anarchaserver.https://alexandria.anarchaserver.org/index.php/Be_a_guardian,_a_fire_extinguisher,_a_scriba,_an_interface(24.6.2024).