20 sofort in Flaschen ab, zum Teil verarbeitete sie ihn zu Gelee weiter. Entgegen dem herrschenden Trend führte Frau N. das Gerät, aber auch das vorhandene Obst wieder einer wertschätzenden Nutzung zu. Den nötigen Aufwand empfand sie nicht als Belastung, er war es allemal wert, um Obst nicht verkommen zu lassen. Verbraucht wurden die Erzeugnisse nicht nur zu Hause, Frau N. verschenkte sie oder brachte sie in einen Tauschring ein, dem sie angehörte. In diesem Nonprofitsystem werden Produkte zwischen den Beteiligten ohne Einsatz von Geld getauscht. (Un)willkommene Geschenke Das Geschenk ihres Mannes zur bevorstehenden Geburt des ersten Kindes sah Frau F. als eine willkommene Hilfe an. Die 1960 erworbene Küchenmaschine Bosch wurde bis in die 1970er-Jahre um Zubehör erweitert, sodass sie letztendlich Standmixer, Rührgerät, Schneid- und Raspelgerät, Kaffeemühle, Passiergerät, Zitruspresse, Zentrifugenentsafter, Speiseeisbereiter und Fleischwolf samt Vorsätzen(Reibe, Beerenpresse, Spritzgebäckund Nudelformer) umfasste(Inv.Nr. 81728/1). In der 1971 erneuerten Küche erhielt die Küchenmaschine einen eigenen Schrank, um das Zubehör griffbereit zu verstauen, und eine ausklappbare Fläche, um Platz für die Nutzung zu haben. Der Zusammenbau des jeweiligen Geräts erfordert einen höheren Aufwand als bei späteren Modellen, da mehr Einzelteile vorhanden und Aufsteckachsen sowie Befestigungsschrauben zu montieren sind. Dennoch war dies Frau F. keiner Erwähnung wert. Im Vordergrund stand„die wertvolle Hilfe“, dass das Gerät„mir so viele gute Dienste geleistet hat“, wie sie schrieb. Mit dem Anwachsen der Familie auf acht Personen hatte Frau F. die Maschine täglich im Betrieb, um Teig zu rühren, Milchgetränke zu mixen, Gemüse zu zerkleinern, Saft zu pressen. Gemü se und frischer Saft kamen reichlich auf den Tisch, Fleisch weniger. Der Fleischwolf wurde am ehesten bei der Marmeladenproduktion eingesetzt. Auch die Kaffeemühle, Eismaschine und Reibe verwendete Frau F. selten. Für die Eismaschine war eine Salzmischung oder ein Kühlfach erforderlich. Als sich der Haushalt sukzessive verkleinerte und Frau F. ab 1995 allein lebte, war ihr die Küchenmaschine letztlich zu groß dimensioniert. Nun reichte ihr ein Handmixer. In weit geringerem Maß schätzte dagegen Frau V. das Geschenk der Küchenmaschine Komet(Inv.Nr. 95739). Sie war 1960 aus der DDR geflohen, und nach ihrer Hochzeit 1968 schickte ihr die in der DDR lebende Mutter
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geliebt - gelobt - unerwünscht : Haushaltstechnik zwischen Wunsch
und Wirklichkeit / Roswitha Muttenthaler
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