63 braucht, die ihm schmeckt. Ja, es gibt sogar ganz neue Möglichkeiten, so daß selbst eine dem Neuen abholde Hausfrau plötzlich zu Speisen kommt, die man beinahe als kulinarischen Existenzialismus bezeichnen könnte, wie etwa eine Bananen-Mayonnaise oder einen Senf-Apfel mit Himbeersaft. Daneben aber ist die Küchenmaschine wieder ganz brav und bieder und liefert Gelees und Marmeladen, über die auch Oma entzückt sein wird.“ 21 Außen vor bleibt die Frage, wie viel Arbeit und Zeit gespart wird, wenn zwar Speisen mit der Maschine einfacher bereitet werden können, damit jedoch die Ansprüche steigen und verschiedene Vorlieben zu erfüllen sind; insbesondere da sich diese Ansprüche einseitig an die Frau richten, die als Hausfrau dem Wohl der Familie verpflichtet zu sein hat. Deutlich formuliert werden außerdem die Maximen einer rationalisier ten, technisierten Arbeitsweise, der sich die Hausfrau anzupassen hat. Einerseits soll sie schnell Speisen bereiten können, andererseits bedarf es dazu oft Zutaten, deren Herstellung zusätzlichen Aufwand erfordert, beispielsweise das Reiben von Semmelbröseln, die nicht wie heutzutage gekauft wurden. Also erteilt Erna Horn den Rat, einen Vorrat an diesen häufig verwendeten Zutaten zu produzieren und als sogenannte„Bau knecht-Bar“ bereitzuhalten. Dazu zählt sie je ein Vorratsglas mit geriebenem Käse, Semmelbrösel, Backerbsen, Semmelwürfel, helles und dunkles Röstmehl, gehackte Nüsse oder Mandeln, gehacktes Mischobst und in Salz konserviertes frisches Suppengrün.„Wenn das Kochen losgeht und die Bauknecht-Küchenmaschine zu summen beginnt und alles in kurzen Minuten oder sogar in Sekunden schafft, dann müssen sich auch die benötigten Nebendinge unbedingt diesem Bauknecht-Rhythmus angleichen und im Nu vorhanden sein! Deshalb richtet die kluge Hausfrau eine solche ‚Bauknecht-Bar‘ ein; sie braucht dann nur zuzugreifen, wenn ein Auflauf mit Käse überstreut, ein Fleischteig mit Bröseln eingedickt, eine Schwitze mit bereits angeröstetem Mehl gerührt oder ein Kuchen mit zerkleinerten Backzutaten versehen werden soll.“ 22 Im Gegensatz zur Lebensmittel-Bar wendet sich die Nutzung der Küchenmaschine für die Hausbar an den Mann – das einzige Mal im Buch.„Die immer weitere Verbreitung findende ‚Hausbar‘ mit den dazugehörigen Kenntnissen, Cocktails, Flips und sonstige Drinks herzustellen, ist eine recht reizvolle und genießerische Mode. Wer für seine Bauknecht-Küchen maschine den Mixer und die Zentrifuge besitzt, kann ihr mit Befriedigung frönen und überdies so lange herumprobieren, bis das Hausrezept gefun den ist.[…] Mit einem Bauknecht-Kühlschrank zusammen, der sowohl die vorgekühlten Zutaten wie die notwendigen Eiswürfel liefert, ist das Mixen eine großartige Sache und der Hausherr kann höchstpersönlich seine Künste zeigen.“ 23
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geliebt - gelobt - unerwünscht : Haushaltstechnik zwischen Wunsch
und Wirklichkeit / Roswitha Muttenthaler
Seite
63
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