68Mit dem Einschließen des Feuers bildete sich auch eine Grundformdes Herdes heraus, die sowohl in großen gemauerten Ausführungen(Inv.Nr. 60882) als auch in kleinen Modellen, wie jenem der Firma Geburth(Inv.Nr. 74991/1), zu finden ist. Die kompakte Form – durchgängige Kochplatte oben sowie Backrohr und Feuerung darunter – ist wärmetechnischbegründet. Von einer einzigen Heizquelle aus muss die heiße Abluft desFeuers möglichst effektiv unter der Kochplatte aus Eisen und um dasBackrohr geführt werden, bevor sie durch das Ofenrohr entweicht. Nichttechnisch bedingt, sondern als praktische Ergänzung gibt es eine an derVorderseite oder auch seitlich verlaufende Metallstange, um Wäsche zumTrocknen oder Kochutensilien aufzuhängen.Fungierte der Festbrennstoffherd wie erwähnt als Energiezentrum desHauses, vollzog sich mit der Innovation der vernetzten EnergieformenGas und Elektrizität zum einen der Schritt zu separaten Geräten fürKochen, Heizen und Erwärmen von Wasser oder Bügeleisen. Dabei zogjedes zusätzliche Gerät Anschaffungs- und Betriebskosten nach sich,doch gestattete der Anschluss an ein Energienetz stets einsatzbereiteGeräte und ein schnelleres Kochen, da die Arbeit des Feuerns entfiel.Das entsprach den zunehmenden Anforderungen einer beschleunigten,rationalisierten Lebensweise. Zum anderen vervielfältigten sich nicht nurdie Geräte, sondern auch die Wärmequellen im Herd selbst. Anstelle deszentrierten Feuers, das eine durchgehende Kochplatte und das Backrohrerwärmte, traten nun einzelne, mit einem Gasbrenner oder elektrischenWiderstands-Heizelement ausgerüstete Vorrichtungen. Klar abgegrenzte, kleine Kochstellen und das Backrohr funktionierten unabhängigvoneinander. Dadurch war die kompakte Bauweise des Festbrennstoffherdes wärmetechnisch für Gas- und Elektroherde irrelevant, wurde aberin Grundzügen übernommen, wie noch zu sehen sein wird. Freilich wardie Herdform nicht der erste und einzige Weg. Die Option dezentrierterWärmequellen wurde gleichermaßen genutzt, um spezifizierte Geräte zuentwickeln.Vervielfachte FlammeBei Gas beschränkte sich die Dezentrierung auf Gaskocher, Backrohr undwenige Spezialgeräte, etwa Kaffeeröster(Inv.Nr. 26820) und Griller(Inv.Nr.16842/3). Ein Grund für die begrenzte Ausdifferenzierung war wohl, dassjedes Gerät einer fixen Zuleitung bedurfte und diese weniger flexibel warals die elektrische Steckdose. Gas stellte die erste gleichwertige Alternative zum befeuerten Herd dar. Obwohl gleichermaßen eine Flamme zumEinsatz kam, wurde sie jetzt durch die engen Grenzen eines Brennerringes