84Die neuesten Innovationen zielen auf eine elektronische Steuerung, umGarprozesse aus der Ferne genauso aktivieren und regeln zu können. DieFrage bleibt bestehen, inwieweit Kochen in gleichem Umfang wie dasKühlen oder Waschen automatisierbar sein kann oder soll. Abgesehenvon der zeitintensiven Arbeit der Vor- und Zubereitung ist der Garprozessselbst mehr als kontrollierte Wärmezuführung. Umrühren, Speisen wenden, Zutaten zugeben, den Garfortschritt durch Verkosten beobachtenusw. bedarf der Anwesenheit und bindet Zeit, ist allerdings auch einsinnlich-kreativer Vorgang.Die schnelle WelleDa sich sofort verfügbare Energie angesichts der begrenzten Automatisierbarkeit des Kochens nicht gleichermaßen in schneller Küche niederschlug, wurde dies mit dem Griff nach tafelfertigen Produkten kompensiert. Dem Wandel der Esskultur hin zum Schnell- und Zwischendurchessenund zur gestaffelt statt gemeinsam eingenommenen Mahlzeit kam eineneue Technologie entgegen, die Mikrowelle. Während der Einsatz vonGlaskeramik oder Induktion die Kochstelle des Herdes neu weiterführte,war die Mikrowelle weniger Ersatz denn Ergänzung des Herdes, die dieForderung nach Beschleunigung und zeitlicher Unabhängigkeit erfüllensollte: Jede/r kann sich in wenigen Minuten sein portioniertes Essen – obTiefkühlkost, Vorgekochtes oder Convenience Food – direkt auf demTeller erwärmen. Mitte der 1940er-Jahre in den USA entwickelt, hattendie ersten kommerziell angebotenen, teuren Geräte in den 1950er-Jahrendie Dimension einer Gefriertruhe und waren daher nur für Großbetriebegeeignet. Um 1965 reduzierten sich Größe und Preis, womit der Einzugin Haushalte beginnen konnte. Bei Mikrowellengeräten dringt die Wärmenicht mehr wie bei Herden von außen über Zwischenträger auf die Speisenein. Mikrowellen sind elektromagnetische Wellen von sehr kurzer Längeund hoher Frequenz, die Wärme direkt in den Molekülen erzeugen. Dasvon AEG 1978 herausgegebene Kochbuch erklärt die Funktion:„Molekülesind die kleinsten Teilchen einer Speise und jedes Molekül besitzt eineAusrichtung nach Plus und Minus[…] Diese Moleküle liegen normalerweise geordnet nebeneinander und lassen sich von keiner Welle aus derRuhe bringen – außer von der Mikrowelle. Die Mikrowelle besitzt nämlichauch einen Plus- und Minuspol, aber sie wechselt schnell von einem Polzum anderen: 2,5 Milliarden mal in der Sekunde! Trifft die Mikrowelle nunauf wasserhaltige Stoffe[…] dann bringt sie die Moleküle ganz schön aufTrab: Diese versuchen nämlich, dem ständigen Wechsel der Mikrowellezwischen Plus und Minus zu folgen. Dabei reiben sie sich heftig gegen-