97der Sparsamkeit beansprucht. Da Vorräte länger lagern können und nichttäglich eingekauft werden müssen, werde Zeit ebenso gespart wie Geld,da der Verderb gering gehalten und preiswerter Großeinkauf ermöglichtwerde. Gleichzeitig wird im wirtschaftlichen Interesse eines konstantenStromverbrauchs argumentiert, warum der Kühlschrank dauernd zu betreiben sei, auch zur kühlen Jahreszeit: Zum einen sei es zumeist wärmer oderkälter als die ideale Temperatur, zum anderen könne das Gerät nun in derwarmen Küche stehen, wodurch Lebensmittel bequem verfügbar seien,ohne ständige Wege in den Keller.Küchenkompatibel nahm der Kühlschrank bald die Gestalt des Möbels an.So verschwand schon 1934 beim Nachfolgemodell Santo das Kühlaggregat vollends in einer Schrank-Architektur, ein gemeinsames Gehäuseumfasste Technik und Kühlraum. Ohne sichtbaren Technikteil dem Küchenmobiliar angeglichen, wird die angepriesene Automatisierung optischunterstrichen.61In den 1920er-Jahren kamen neben Kompressor- auch Absorbergeräte aufden Markt. Da diese mit Heizung statt Motor und Kompressor funktionieren, ist der Betrieb geräuschlos, und es kann gleichermaßen ein Gasbrenner oder elektrischer Heizdraht zum Einsatz kommen. Der GaskühlschrankElectrolux verweist mit der Bezeichnung L 15 auf das noch recht kleineKühlvolumen von 15 Liter(Inv.Nr. 31057). Die Innenausstattung entsprichtden damaligen Merkmalen: emaillierte Innenflächen, offener Verdampferzur Eiswürfelerzeugung, keine Ablage in der Tür. Die Temperaturregelungerfolgt über die Wahl der Heizstufe, je stärker die Heizleistung, umso kälter der Kühlraum. Electrolux nannte als Vorteile des Absorberprinzips dieLautlosigkeit und die günstigen Kosten; es sei lediglich ein Gasflämmchenzum Betrieb nötig, aber kein Motor, der teuren Strom verbrauche.In Europa galt der Kompressor für Geräte mit großem Kühlvolumen alseffektivste Lösung, weshalb selbst ein führender Hersteller von Absorberkühlschränken wie Electrolux ab 1960 fast nur noch Kompressorkühlschränke anbot.62Die Wiener Gaswerke propagierten noch 1958 die Gasanwendung in glühenden Farben, wenngleich vergebens:„Ein magischer Zauberumgibt die moderne Technik und ihre Leistungen grenzen ans Wunderbare.[…] Wie ist es z. B. möglich, daß eine winzige Gasflamme[…] durchihre Wärme im Inneren eines Gaskühlschrankes Kälte erzeugen kann“.63Letztlich verblieben Absorbergeräte nur dort, wo Lautlosigkeit oder Gasnutzung gefragt war, etwa in Hotelzimmern oder beim Camping.Die Werbung umgab die teuren Kühlschranke anfänglich mit dem Nimbusvon schickem Luxus: Um 1930 wählte AEG als Plakatmotiv elegant geklei-