108Soda diente in Kombination mit Seife auch als Waschmittel; durch seinestark alkalische Wirkung konnte die teurere Seife gespart werden. Erkenntnisse der Chemie führten sukzessive zur industriellen Produktion vonSeifen – spezialisiert in Toilette- und Haushaltsseifen – und Waschmitteln.Auch beim Einkauf von Seife blieb der Arbeitsgang der Laugenbereitungbestehen, da Soda und Seife in heißem Wasser aufgelöst werden mussten.Erleichtert wurde diese Arbeit, als ab den 1890er-Jahren Seifenflocken und-pulver, die sich schneller auflösten, auf den Markt kamen. Nach langjährigen Versuchen gelang schließlich mit dem 1907 eingeführten Persil dieHerstellung eines als selbsttätig gepriesenen Waschmittels, das Wasserenthärtet, Schmutz löst und gleichzeitig bleicht. Ferner entwickelte diechemische Industrie diverse Mittel zur Wäschepflege. Für die Anwendungin Waschmaschinen mussten die Waschmittel auf die Erfordernisse derGeräte abgestimmt werden; der Seifenanteil, der Belag hinterließ, wurdeimmer mehr durch synthetische Substanzen verdrängt. Da mit ihnen diewirkungsvolle Schaumkraft bereits bei niedrigen Temperaturen erreichtwurde, konnte sich beim Waschen mit höheren Temperaturen zu vielSchaum bilden und aus der Waschtrommel austreten. Mit Dixan wurde1957 durch Kombination von synthetischen und natürlichen Seifenstoffenein schaumgebremstes Waschmittel angeboten. Zwar wurde die Wirkung der Mittel, die nur noch in die Waschmaschine einzufüllen waren,optimiert, doch hatte der Chemieeinsatz insbesondere von Tensiden undPhosphaten ökologische Folgen, die ab den 1970er-Jahren problematisiert wurden und teilweise veränderte Rezepturen nach sich zogen.76Die häusliche Fabrikation von Seife – und des Zwischenproduktes Aschenlauge – war mit der gängigen Waschtechnik des Auslaugens einhergegangen, die für das damals vorherrschende Leinen geeignet war und half, dieaufwändig herzustellende, teurere Seife zu sparen. Dazu wurde in einemBottich Wäsche geschichtet und heiße Aschenlauge darauf gegossen,diese nach dem Durchsickern aufgefangen, aufgeheizt und wieder eingefüllt. Zum Auslaugen kam das händische Bearbeiten, auch mit Seife: DieWäsche wurde gebürstet, gerubbelt, geschlagen und geklopft. Hilfsmittelwaren Waschtrog, Schlagholz, Waschbrett und Bürsten. Das beanspruchtedie Hände der Wäscherinnen massiv – mechanisch durch das Bearbeitender Wäsche, chemisch durch den Kontakt mit der Lauge. Dazu kam dasSpülen die Wäsche, die mehrmals händisch ausgewrungen werden musste. Abschließend folgten weitere zeitaufwändige Wäschebehandlungen,insbesondere das Bleichen oder Stärken.77Mit der Option, Seife zu kaufen, und mit dem Wandel von Leinen zu Baumwolle, die das Auslaugen weniger vertrug, veränderte sich im 19. Jahr-