117 Die Firmen Siemens und AEG bewarben ihre elektrischen Sprudelwascher ebenfalls als selbsttätig, indem sie das Sujet der modernen Frau bemühten, die nun Freizeit genießen kann. Da das elektrische Aufheizen von 50 Liter Wasser sieben bis acht Stunden dauert, wurde geraten, den günstigen Nachtstromtarif zu nützen. Die Erfordernis einer nächtlichen, langen Auf­heizzeit wurde jedoch zum Argument der Selbsttätigkeit umgedeutet: Die Maschine arbeitet, während die Hausfrau schläft oder ausgeht. 86 Ein Folder der Siemens-Schuckertwerke lässt eine Frau sprechen:Ich kann ausgehen denn für mich wäscht der Protos-Sprudelwascher. Dass die Maschine lediglich die Arbeit abnimmt, Wasser erhitzen und die wenig verschmutz­te Wäsche bearbeiten zu müssen, zeigt der Folder durch die Darstellung eines Waschtags in Schrift und Bild: Die Wäsche ist zehn bis zwölf Stunden einzuweichen, zu spülen, auszuwringen, in den Sprudler zu schlichten, mit Lauge zu übergießen und das Gerät über Nacht einzuschalten. Am nächsten Morgen wird die Wäsche mehrmals händisch gespült und ausgewrungen oder bei Vorhandensein einer Zentrifuge geschleudert. Auf den Zeichnun­gen ist bei allen Arbeitsgängen eine Frau mit Schürze zu sehen, außer wenn sie den Stecker in die Steckdose einführt; da trägt sie Mantel und Hut. Bald wurde begonnen, auch die mit Antrieb ausgestatteten Waschmaschi­nen zu beheizen. Unter die horizontal liegenden, zylindrischen Trommeln der anfangs wuchtigen Trommelwaschmaschinen wurde eine Kohlefeue­rung oder ein Gasbrenner installiert. Solche Geräte waren in großen Haus­halten zu finden, beispielsweise in der 1928 eingerichteten Waschküche ei ­nes Missionshauses nahe der Stadt Salzburg(Inv.Nr. 99653-99655). Die mit einer Feuerung beheizte Waschtrommel wird bereits durch eine Pumpe mit Wasser versorgt. Zum Schleudern dient eine Zentrifuge, deren Trom­mel samt Getriebe und Transmissionsscheibe in ein massives Eisengehäu­se eingesetzt ist, um die Standfestigkeit zu sichern. Ein Elektromotor treibt über Transmissionsriemen sowohl die Zentrifuge als auch die Trommel und Pumpe der Waschmaschine an. Eingeschaltet und geregelt werden die Antriebe über ein Steuerelement. Zudem war ein elektrisch beheizter Trockenraum vorhanden. Strom stand ausreichend zur Verfügung, da zum Missionshaus ein Wasserkraftwerk gehörte. Neueste Technologie traf hier mit der ältesten, der Feuerung, zusammen. Die ersten teilautomatisierten Trommelwaschmaschinen fanden sich nach 1945 vor allem in Kleinwäschereien, Mietwaschsalons und Gemeinschafts­waschküchen. In letzteren waren oft gasbeheizte Waschmaschinen im Einsatz, z. B. das in Wien weit verbreitete Gerät der Firma Jessernigg(Inv. Nr. 29916). Ein gemeinsames Gehäuse umkleidet bereits die technischen Elemente, nicht jedoch die Trommel, die noch eigenständig obenauf sitzt,