129 DER ANSCHLUSS. ZEITSCHRIFT FÜR DEN ELEKTROHANDEL, 2/1932 Siemens-Schuckertwerke Bibl. Sign. 16347 Mit der Farbwahl wurden nicht allein Bub und Mädchen unterschieden, es waren damit auch der Zeit angepasste Vorstellungen über Geschlechts­identitäten und Rollenbilder verknüpft. In welche Geschlechterrollen Kinder eingeübt wurden, zeigte sich unter anderem bei Spielwaren. Baukästen und Blechspielzeug waren lange Zeit das Technik-Spielzeug der Buben, Puppen­küchen und Haushaltsgeräte jenes der Mädchen. In diesen spiegelten sich durchaus neueste Technikentwicklungen. Als etwa die Firma Weck das Kon­servieren revolutionierte, bot sie auch eine funktionstüchtige Kinderausfüh­rung an, um bereits Mädchen in das neue Verfahren einzuführen. In gleicher Weise machten schon in den 1930er-Jahren elektrifizierte Puppenherde die Mädchen mit der neuen Energie bekannt, als Elektroherde real noch kaum in Küchen Eingang fanden(Inv.Nr. 38976). Zur Zeit der Durchsetzung von Haushaltstechnik ab den 1950er-Jahren gaben die Wiener Gaswerke einen Stundenplan heraus, der nicht nur Kühlschrank, Herd und Waschmaschine abbildete, sondern diese mit stereotypen Familienszenen rahmte: Mann und Kinder sitzen am Tisch, die Frau bringt ihnen das Essen. Oder die Frau hängt Wäsche auf die Leine und das Mädchen, das einen kleinen Waschtrog mit Waschrumpel hat, tut es ihr gleich. Neben dieser Einstimmung auf künftige Rollen wurden Kinder auch zur Bewerbung von Geräten herangezogen. Zum Weihnachtsgeschäft 1932 setzten die Siemens-Schuckertwerke zwei lebensecht wirkende Kinder­Puppen ein, einen Buben im Matrosenanzug namens Friedebald und ein Mädchen im hübschen Kleid namens Ilsebill. In ihrer an den Elektrohandel gerichteten Zeitschrift war eine Erzählung zu lesen, wie die beiden leben-