130dig werden und elektrische Geräte der Marke Protos ausprobieren, die1925 eingeführt und mit dem Slogan„Protos dient der Hausfrau“ beworben wurde. Die begleitende Fotostrecke präsentiert Szenen, in denenIlsebill bügelt, kocht und Staub saugt. Während Friedebald hier zusieht,ist er Ilsebill beim Wäschewaschen und Kaffeekochen behilflich, föhnt ihrdie Haare und versorgt sie fürsorglich mit einem Heizkissen. Am Ende derErzählung wird erläutert, dass die Käthe-Kruse-Puppen„vielseitige, jungeLeute“ darstellen.95Mit der Werbebotschaft, wie kinderleicht Elektrogeräte zu bedienen sind und wie einfach, quasi spielerisch die Arbeit damiterledigt wird, vermittelt sich gleichzeitig die als selbstverständlich gesehene Hausfrauenrolle. Die Siemens-Schuckertwerke verliehen die Puppen anden Elektrohandel, damit dieser für eine wirkungsvolle Inszenierung derSchaufenster sorgen konnte.Wer dient wie wem?Immer wenn neue Techniken generiert werden und auf den Markt kommen, ist zu klären, in welcher Weise und wozu sie einzusetzen sind,welchen gesellschaftlichen Vorstellungen sie dienen und wie die Verwendungsweisen aussehen sollen. In Bezug auf den Haushalt waren in den1920/30er-Jahren verschiedene Interessengruppen an diesem Diskurs beteiligt: Gerätehersteller, Elektrizitäts- und Gaswerke, Hausfrauenverbände,Fachleute aus Architektur und Wohnungspolitik. Sie handelten aus, wie dieZielsetzung zu realisieren sei, den Haushalt mittels neuer Arbeitsweisen undTechniken effizienter zu gestalten, Kraft, Zeit und Ressourcen zu sparen undso den„Wirkungsgrad“ der Hausarbeit zu erhöhen. Sollte die Neuausstattung und Reorganisation des Haushalts die Berufstätigkeit der Frauen befördern? Bot sich damit die Chance, Weiblichkeits- und Männlichkeitskonzeptezu verändern, d. h. half das Vorhandensein moderner Technik dabei, dassMänner sie nutzen? Oder galt es, Frauen weiterhin in einer Hausfrauenrollezu binden, indem ihnen die Zeitersparnisse ermöglichten, für neue Anforderungen eines Familienlebens frei zu sein? Sollte der Einzelhaushalt technisiert oder sollten Gemeinschaftsanlagen ermöglicht werden?Die Diskussion dieser Fragen in den 1920/30er-Jahren machte mit Gasund Elektrizitätsanwendung bekannt und diente der kulturellen Aneignungsweise von als modern, rationell und hygienisch geltenden Techniken,wiewohl vor den 1950er-Jahren noch keine relevante Verbreitung dieserGeräte erfolgte. Durch sie gerieten die Geräte in den Erwartungshorizont der Massen, bevor sie in den Haushalt breiten Einzug hielten undzu alltäglichen Gebrauchsobjekten wurden.„Sowohl der Diskurs um die