141 Die Firma Vorwerk bediente dieses Hausfrauenklischee nicht nur, sondern inszenierte Gerät und Nutzerin in den 1950/60er-Jahren in einer innigen Beziehung. Begleitet vom SchriftzugDas ist mein Vorwerk Kobold zeigt ein Werbefolder eine Frau, die ihre Wange an den Motorkopf des Staubsaugers schmiegt(Inv.Nr. 56151).Ich bin verliebt in meinen Ko­bold titelt auch das Cover der Gebrauchsanweisung zum Modell 111 (Inv.Nr. 74685/1). Zu sehen ist eine Frau, die das Gerät im Arm hält und es zärtlich anblickt. In der Nutzungsgeschichte dieses Staubsaugers schlug sich diese nahegelegte Bindung nicht nieder, es zählte allein, wie er sich im Gebrauch bewährte. Die Mutter von Herrn L., die bis dahin mit Besen, Klopfer etc. gereinigt hatte, kaufte ihn von einem Vertreter. Trockenhaube und Zerstäuber verwendete sie nach einem ersten Ausprobieren nicht. Das Saugzubehör fand sie allerdings sehr praktisch, etwa die Klopfbürste für Teppiche und das lange, gebogene Rohr, um Vorhänge und unter den Möbeln bequem saugen zu können. Während die Mutter mit dem Gerät sehr zufrieden war, störte ihren Mann die Lautstärke, weshalb später ein anderes Gerät angeschafft wurde. Den Kobold nutzte die Mutter spora­disch weiter, wenn eine starke Saugleistung erforderlich war. Nach dem Tod der Mutter 1985 verwendete Herr L. den Kobold als Zweitgerät in seinem Haushalt, jedoch nur im Keller. Im Gegensatz zu seinem Vater griff Herr L. auch selbst zum Staubsauger. Herr M. tat dies schon in den 1950er-Jahren mit dem Klopfstaubsauger Hoover(Inv.Nr. 81422). Zu einer geschmackvoll eingerichteten Wohnung gehörten für ihn und seine Frau schöne, wertvolle Teppiche, die es gut zu pflegen galt. Aus ihnen den Staub zu entfernen, konnte nach Ansicht von Frau M. der zur Hochzeit geschenkte Famulus-Staubsauger nur ungenü­gend. Zur gründlichen Reinigung, die besonders gewünscht war, als die Tochter zu krabbeln begann, bedurfte es eines Klopfstaubsaugers. Dass Frau und Herr M. auch bei Haushaltsgeräten auf teurere, aber gute Quali­tät achteten, zahlte sich beim Klopfstaubsauger durch die lange Nutzungs­dauer von 50 Jahren aus. Als es in den 1980er-Jahren keine Staubsäcke mehr zu kaufen gab, nähte Herr M., der ebenfalls immer Hausarbeit ver­richtete, Säcke aus altem Inlett, die sie wuschen und wiederverwendeten. Bis in die 1970er-Jahre erschien der Mann kaum als Gerätenutzer, selten im realen Alltag und nur in bestimmten Rollen in den Firmenmaterialien. Bewarb ein Mann den Gebrauch eines Gerätes, dann als überlegener Fachexperte, etwa als Koch, und nicht als Hausmann. Eine etwas abwei­chende Werbestrategie verfolgte hier die Gasgemeinschaft Wien um 1950. 111 Eine Plakatserie zeigte zum immer wiederkehrenden SloganSo war es einst… Illustrationen, auf denen beim Thema Kochen und Bügeln