142 GEBRAUCHSANWEISUNG GRILLGERÄT Schott Jenaer Glas GmbH, 1950–1965 Inv.Nr. 99776 überraschenderweise Männer zu sehen waren. So braten kraftstrotzende Steinzeit-Männer ein ganzes riesiges Tier über dem offenen Feuer; oder mehrere Heinzelmännchen, eines davon trägt eine Kochmütze, sind damit beschäftigt, mit einem großen Kessel über dem Feuer einer gemauerten Herdstelle zu kochen. Dazu wird jeweils nur ein Herd abgebildet, begleitet vom Text„heute brät man mit Gas“ bzw.„heute kocht man mit Gas“. Dass im Haushalt allein die Frau mit dem Gasherd kocht, war zu dieser Zeit selbstverständlich und brauchte nicht visualisiert werden. Um den Kontrast zwischen einstiger Schwerarbeit und nunmehriger Mühelosigkeit überdeutlich zu machen, wurden Männer oder männliche Hilfsgeister als Protagonisten herangezogen, obwohl damit die gängige Darstellungsweise unterlaufen wurde, dass Frauen schon immer für das Kochen und die Hausarbeit generell verantwortlich waren. Die Feuerstelle war aufgrund ihrer Bedeutung für die Entwicklung des Menschen symbolisch aufgeladen, der Herd in der Folge zum„Herz des Hauses“ stilisiert worden. Selbst wenn historisch Frauen mit der wichtigen Aufgabe betraut worden sein sollten, das wertvolle Feuer zu hüten, und damit die Verantwortung über das Kochen erhalten hatten, beantwortet das nicht die Frage, warum auch der spätere Herd mit der Frau verknüpft bleiben konnte. Diese Gleichsetzung machte Birgit Jürgenssen 1975 in
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geliebt - gelobt - unerwünscht : Haushaltstechnik zwischen Wunsch
und Wirklichkeit / Roswitha Muttenthaler
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