154Damit die Bindengürtel oder die seit den 1920er-Jahren ebenfalls verfügbaren gummierten Monatshöschen unter der immer enger anliegenden Modeunsichtbar blieben, bot die Hygiene-Industrie ab 1972 Binden mit selbst haftendem Klebestreifen an. In der Folge kamen laufend neue Bindenformenund Größen auf den Markt, die sich im Schnitt und sogar farblich an dieUnterwäschemode anpassten. Der Zwang zur Unsichtbarkeit, die Tabuisierung von Blut bestimmte auch die Werbesujets. Der Anblick von Blut wurdestrikt vermieden. Um die Saugfähigkeit der Produkte zu visualisieren, kamblaue Flüssigkeit zum Einsatz. Blut tauchte erstmals 2016 in einer Werbungfür die Binde Bodyform auf, 2017 folgte die Kampagne#bloodnormal. ImWerbespot erscheinen eine sich duschende Frau, der Blut am Oberschenkelhinunter läuft, und ein Mann, der Binden im Supermarkt kauft. Zudem wirdzur Demonstration der Saugfähigkeit rote Flüssigkeit auf die Binden geleertund die Botschaft eingeblendet:„Contrary to popular belief, women don’tbleed blue liquid, they bleed blood. Periods are normal. Showing themshould be too.“118Wenngleich die Kampagne als ein Zeichen für gesellschaftliche Veränderungen gesehen werden kann, präsentiert das Grosder Werbung wie gehabt aktive und unbeschwert wirkende Mädchen undFrauen bei der Arbeit und bei Freizeitaktivitäten. Das körperliche Erlebenvon Menstruation hat keinen Platz. Das Unsichtbarhalten ist allerdings keinalleiniges Werbephänomen, sondern durchaus gesellschaftlicher Konsens,der jedoch zunehmend hinterfragt wird, etwa durch die aufkommendenBewegungen der Period Pride und Period Positivity.119Als ökologische Alternative zu den Einwegprodukten werden inzwischenwieder waschbare Binden aus Stoff angeboten, mit der Waschmaschine istdie Wascharbeit nunmehr mühelos zu bewältigen. Als weitere Optionenstehen Naturschwämme zur Verfügung, die biologisch abgebaut werdenkönnen, und langjährig zu verwendende Menstruationstassen aus medizinischem Silikon oder Naturkautschuk, die wie ein Tampon angewendetwerden.Teure LaufmaschenEines der Merkmale einer Wegwerfgesellschaft ist, dass die Nutzung vonProdukten immer kurzlebiger wird und der Neukauf die Reparatur verdrängt. Bis zur verbilligten Massenproduktion von Textilien war das Ausbessern von Schadstellen eine Selbstverständlichkeit. Diese Arbeit konntemit einfachen Hilfsmitteln, etwa Stopfpilz und Nähnadeln, bewerkstelligtwerden. Technisierungsversuche wie der elektrisch beleuchtete Stopfpilzvon AEG von ca. 1940 fanden wenig Verbreitung(Inv.Nr. 23707). Wird ein