155Gewebe über den Stopfpilz gestülpt, sollen Schadstellen durch die Hinterleuchtung besser zu sehen und zu stopfen sein. Laut Gebrauchsanweisunggalt es nicht allein Löcher auszubessern, sondern ebenso ausgedünntesGewebe zu erkennen und vorsorglich zu verstärken. Dass dies auchkriegswirtschaftlichen Interessen diente, macht die Gebrauchsanweisungdeutlich:„Die Stopfstellen werden sauberer und sehen besser aus. Sehrwichtig, weil Strümpfe und Kleider jetzt länger getragen werden müssen!“Einer eigenen Art der Reparatur bedürfen Textilien, die aus Maschenbestehen, z. B. Strümpfe: Bei einer Beschädigung müssen die Maschenaufgefangen werden, was umso schwieriger wird, je dünner und feinmaschiger ein Gewebe insbesondere durch den Einsatz von Chemiefaserngefertigt werden kann. Um 1900 stand der Bekleidungsindustrie diesogenannte Kunstseide zur Verfügung, die aus natürlichem Ausgangsmaterial, der Zellulose, gewonnen wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg wurdeder Nachteil des starken Knitterns der Kunstseide durch Kunststrick-Stoffebehoben und in den 1920er-Jahren daraus auch Unterwäsche und Strümpfe hergestellt. Um das zeitraubende und Geschick erfordernde Stopfendieser zarten Stoffe per Hand zu erleichtern, wurden Spezialwerkzeugeangeboten, wie ein als Strumpfretter bezeichnetes Zusatzgerät für Nähmaschinen namens Servator(Inv.Nr. 37331). Laut Gebrauchsanweisungwird das Füßchen der Nähmaschine entfernt, der Oberfaden im Nadelöhreingefädelt und das Zusatzgerät zum Stopfen über die eingefädelte Nadelgeschoben sowie an die Nadelschraube gehängt. Der Strumpf oder dieWäsche aus Kunstseide wird in einen Stopfrahmen eingespannt und unterdie Nähnadel geschoben. Die stopfbereite Maschine kann nun in gewohnter Weise bedient werden.Spezielles Werkzeug wurde nötig, als mit der Entwicklung von Nylon einhauchdünnes Gewebe zur Verfügung stand. Nach 1945 fanden die nochlange teuren Strümpfe aus Nylon auch in Österreich Verbreitung, um1958 kam die Strumpfhose in Gebrauch. Die Feinmaschigkeit und dünneBeschaffenheit des Gewebes brachte es mit sich, dass sehr schnell eineLaufmasche entstehen konnte. Diese zu beheben wurde als Repassierenbezeichnet. Während Laufmaschen bei den früheren Strümpfen aus Kunstseide auch mit feinen Häkelnadeln aufgefangen werden konnten, standnunmehr die sogenannte Repassiernadel zur Verfügung, ein Mitteldingzwischen Näh- und Häkelnadel. Sie hat wie die Nähnadel eine Öse, dieallerdings geöffnet werden kann, da ein seitlicher Teil beweglich ist. Mitgeöffneter Lasche wird wie bei einer Häkelnadel ein Haken geformt. Beieiner Laufmasche bleiben die Querfäden bestehen, nur die Maschen lösensich auf. Die Repassiernadel wird in eine noch intakte Masche eingeführt.